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Ur-Sylter Linien und die Familie Wachsmuth

Ur-Sylter Familienzweige und die 1830 zugezogenen Wachsmuth-Brüder

Die folgenden Texte und Fotos sind neu aufbereitete Auszüge aus meinem Buch "Chronik der Familien Carstensen, Wachsmuth und Bleicken - drei nordfriesische Familien", das 2018 als Print- und eBook erschienen ist. Verfügbar ist es im stationären Buchhandel, bei Online-Händlern wie z.B. Amazon sowie bei dem Verlag BoD in Norderstedt. Um es im Vergleich zur umfassenden Gesamtchronik "Heimat Sylt - Chronik und Geschichte der Familie Kaack" günstiger zu halten, wird die Printversion als Paperback produziert. Für die Präsentation auf dieser Webseite wurden die Inhalte gegenüber dem Buch neu zusammengestellt.

 

Die Ur-Sylter Familien

Ein Teil der Vorfahren lebte schon so lange auf Sylt, wie die Kirchenbuchschreibung zurück reicht. Hierzu gehören Tam Peters (geboren in Archsum um 1625), Erich Knuten (um 1605), Jasper Rasmussen (um 1594) und Niß Schmidt (geboren um 1625 in Tinnum). Die Mehrzahl der Sylter Vorfahren stammt aus den kleinen Orten Tinnum, Archsum und dem damals bedeutenderen Ort Keitum.

Tinnum wurde um 1440 erstmals erwähnt, der Ort hatte 1987 eine Bevölkerungszahl von 2.228 Einwohnern und ist heute fast vollständig mit Westerland zusammengewachsen. Tinnum besitzt mit „Tinnumburg“ einen Ringwall mit 440 Meter Umfang und einer Wallhöhe von 7 Metern, der um Christi Geburt errichtet wurde. Von 1547 bis 1868 war Tinnum Sitz der Sylter Landvögte und Ort der Thingversammlungen. Die alte Landvogtei ist eines der ältesten Gebäude auf der Insel. Wie in den meisten Orten der Insel waren Landwirtschaft und Seefahrt die wichtigsten Erwerbsquellen der Einwohner. 1613 gab es in Tinnum 35 Höfe und 4 Katen, bis 1695 waren es 55 Häuser und 1745 stiegen die Werte auf 79 Häuser und 342 Einwohner, von denen immerhin 67 als Seefahrer tätig waren – dies entspricht fast 20% der Gesamtbevölkerung! Mit dem Rückgang der Seefahrt sanken die Einwohnerzahlen wieder. 1804 waren es nur noch 77 Häuser und 264 Einwohner und 1850 62 Häuser mit 260 Einwohner. Die Nähe zu Westerland hat in den letzten Jahrzehnten die Entwicklung von mehreren Gewerbegebieten ermöglicht, Tinnum profitiert zudem vom Tourismus. 2009 erfolgte der Zusammenschluss der Orte Tinnum, Keitum, Archsum und Morsum zur neuen Gemeinde Sylt-Ost.

Unter den ältesten Vorfahren finden sich Ratsleute wie Hans Nisse Schmitt und mit Tam Peters einer der ersten Grönlandfahrer. Typisch waren neben der Seefahrt landwirtschaftliche und handwerkliche Tätigkeiten. Unter den von Sylt stammenden Familien finden sich überdurchschnittlich viele Seeleute und Kapitäne und viele Todesfälle in der Folge eines Schiffbruchs. Betroffen sind dabei auch Vertreter mehrerer Generationen einer Familie. Unglücksfälle ereignen sich sowohl im unmittelbaren Umfeld der Insel als auch in fernen Gestaden. Selbst Versklavungen nach dem Aufbringen des Schiffes durch Piraten sind keine Einzelfälle.

Tam Peters, der um 1625 in Archsum geboren wurde, ist einer meiner älteren direkten Vorfahren (11 Generationen) und gehörte zusammen mit seinem Bruder wohl zu den ersten Syltern, die schon 1642 als Walfang-Kommandeuren dokumentiert werden. Da Dänemark erst 1644 das Walfang-Privileg an Hamburger Reeder verliehen hat, erfolgten diese frühen Fahrten vermutlich für holländische Reeder. Über den Erfolg dieser ersten Fahrten ist nichts bekannt, aber nach der Öffnung für Hamburger Reeder wurden verstärkt Kommandeure und Mannschaften von den Inseln und Halligen gesucht. 1701 waren nach C.P. Hansen 20 Sylter als Kommandeure auf Walfangschiffen angeheuert.

Tam Peters hatte vier Söhne und zwei Töchter, über die wenig bekannt ist. Seine Tochter Inge Tham Petersen heiratete am 24.11.1692 Peter Manne Peters, der wie sie aus Archsum stammt. Mit ihm hat sie drei Söhne und zwei Töchter. Haulk Peter Mannis wird am 14.09.1694 in Archsum geboren und fährt zur See. Am 24.06.1724 kommt er dabei in Ostasien mit knapp 30 Jahren ums Leben. Der Großteil der Nachkommenschaft verbleibt in Archsum und hat den Lebensunterhalt vermutlich mit Landwirtschaft und Viehzucht verdient. Über Tam Peters und die Familienzweige Petersen, Schmidt und Bundis besteht eine, wenn auch indirekte Verwandtschaftsbeziehung zu dem wohl bekanntesten und erfolgreichsten von Sylt stammenden Kapitän im Walfanggeschäft vor Grönland, Lorenz Petersen de Hahn (geboren 1668 in Rantum und verstorben am 04.03.1747 in Westerland.

Eine besondere Bedeutung bei der Organisation des gesellschaftlichen Zusammenlebens hatte auf Sylt der Rat, der aus 12 gewählten Mitgliedern bestand und bis zum 19. Jahrhundert insbesondere die Aufgaben der Rechtsprechung übernahm. Der Landvogt hatte in diesem Punkt nur bei kleineren Vergehen das Recht, alleine zu entscheiden. Dreimal im Jahr wurde die Bevölkerung zur Thing-Versammlung eingeladen. Die Versammlungen im Frühjahr und Herbst dienten als Gerichtstage und der Sommer-Thing zur Festlegung von Terminen für die Ernte. Da jede Klage behandelt wurde, konnten Gerichts-Tage auch mal eine Woche lang dauern. Urteile wurden von den Ratsmitgliedern auf der Grundlage des Nordstrander Landrechts gefällt und konnten für einen Verurteilten auch in der Todesstrafe bestehen. Allerdings gab es wohl nur zwei Fälle, in denen ein Todesurteil verhängt wurde, 1611 wegen Hexerei und 1760 wegen Mordes.

Die Ratsmitglieder wurden von den einzelnen Orten der Insel gewählt, dabei durfte im 17. Jahrhundert z.B. Morsum als größte Gemeinde vier Mitglieder stellen, Tinnum, Archsum und Keitum je zwei und Westerland sowie die Norddörfer je einen. In den frühen Jahren erfolgte die Wahl für ein Jahr, ab dem 18. Jahrhundert verlängerte sich die Bestellung und konnte bis auf Lebenszeit gehen. Im Falle der Familie Frödden fungierten gar mehrere Generationen nacheinander als Mitglieder des Rates. Die Ratsversammlungen wurden bis 1713 im Haus des Landvogtes Taken abgehalten. In dieser Zeit diente der für die übergeordnete Verwaltung der Region verantwortliche Amtmann aus Tondern als Protokollführer der Versammlungen.

1683 wurde zusammen mit Hauleke Petersen für Tinnum Hans Nisse Schmidt gewählt. Er war ein Sohn von Niß Schmitt und wurde im Februar 1648 in Tinnum geboren, wo er am 08.01.1725 mit knapp 77 Jahren verstarb. Hans Nisse Schmidt war mit Ellin Tham Petersen verheiratet (1657 bis 05.06.1730), einer Tochter von Tam Peters und hatte zwei Töchter: Kressen Hansen (15.10.1684 bis 1745) und Inge Hans Schmidt, geboren am 24.06.1686 in Tinnum und dort verstorben am 14.10.1746. Inge Hans heiratete Teide Andresen aus Tinnum (verstorben am 28.09.1727). Die Familie hatte drei Töchter und zwei Söhne im Zeitraum von 1712 bis 1728. Die älteste Tochter Maren Teides (05.10.1712 bis 26.08.1789) heiratete Erck Bleicken, den bereits erwähnten Seefahrer aus Keitum.

Das obige Bild zeigt das "Zentrum" von Westerland, nicht Alt-Westerland, um 1878 mit dem Hotel "Royal" und das Gehöft von Wulf Manne Decker.

 

Seefahrerschicksale unter Sylter Vorfahren

Erk Bleik Ecken ist ein Nachfahre meiner frühesten Sylter Vorfahren Niß Schmitt (geboren um 1625), Tam Peters (geboren um 1625) und Jasper Rasmussen (geboren um 1594). Sein Ur-Ur-Urenkel Erk Bleik Erken wurde am 30.10.1774 in Tinnum geboren. Am 19.12.1799 hat er Anna Jacobsen geheiratet und mit ihr fünf Kinder gezeugt. Die jüngste Tochter ist die am 28.07.1816 geborene Inken Boysen Bleicken, meine Ur-Ur-Urgroßmutter. In der Familie Bleicken hatte die Seefahrt eine über die Generationen hinweg reichende Tradition. Inken Boysen Bleickens Urgroßvater  Erck  Bleicken (geboren am 20.09.1709 in Keitum und gestorben 1744 mit knapp 35 Jahren auf See, siehe nachfolgenden zeitgenössischen Bericht), sein Sohn Bleik Erich Erken (geboren am 05.08.1738 und gestorben mit 39 Jahren am 03.12.1777 bei einem Schiffsunglück vor der nördlichsten dänischen Wattinsel Fanöe, bei dem auch sein Schiff verloren ging), sein Enkel Erk Bleik Erken (geboren am 30.10.1774 gestorben im Jahr 1818 mit knapp 44 Jahren auf See) sowie seine Ur-Enkel Boy Dirk Boysen (11.11.1800 bis 26.04.1882) und Jacob Erk Bleiken (11.11.1804 bis 1818) Seefahrer waren. 

Erk Bleicken aus Keitum kam vermutlich bei einem Schiffsunglück am 15.03.1744 ums Leben. Am Vortag war er zusammen mit 90 anderen überwiegend Sylter Seeleuten auf dem Boot von Schiffer Theide Bohn von Morsum aus in Richtung Amsterdam aufgebrochen, um in Amsterdam Heuer auf einem Walfangschiff zu suchen. In der Nacht entwickelte sich ein heftiger Südweststurm mit Schneeböen und trieb das Schiff zurück. Allerdings konnte der Schiffer wegen der eingeschränkten Manövrier-Fähigkeit des flachen Schmackschiffs die Hörnumtiefe nicht mehr ansteuern und fuhr in Richtung Norden entlang der Sylter Westküste, um über die Listertiefe die schützende Ostseite zu erreichen. Fatalerweise ließ Theide Bohn gegen Mittag das Topsegel setzen, um schneller aus dem Sturm zu kommen. Als eine schwere Böe das Schiff traf, beugte sich der Mast weit zur Seite über und ein schweres Ankertau, das in der Mitte des Schiffes befestigt war, löste sich und rutschte über die Bordwand. Winddruck und die Zugkraft des Ankertaus brachte die Schmack zum Kentern. Acht Seeleute konnten sich auf den flachen Schiffsboden retten und später mit einem Beiboot an Land gelangen, alle anderen einschließlich des Schiffers ertranken. 84 Familien verloren ihren Mann oder Sohn und oft ihren Ernährer. Am 10. September des selben Jahres 1744 ereignete sich ein ähnliches Unglück bei der Kniep-Sandbank westlich von Amrum bei der Rückkehr von 100 Walfängern, die mit der Schmack des Föhrer Schiffers Pai Mellefs aus dem Ausschiffungshafen nach Hause unterwegs waren. Bei diesem Schiffsunglück starben 64 Seeleute von Föhr, 11 von Langeneß, 7 von der Nordmarsch und 3 Sylter (nach C.P. Hansen).

Die Schmack-Schiffe („friesische“ Schmack), auch als Gaffelrigg bezeichnet entstanden im 16. Jahrhundert als Frachtsegler für die Küsten- und Wattfahrt. Zuerst handelt es sich um ein einmastiges Schiff, im 18. Jahrhundert wurden die Schiffe größer und erhielten anderthalb oder zwei Masten. Die Schiffe hatten eine füllige Form und einen flachen Boden, damit sie mit niedrigem Tiefgang im Wattenmeer fahren konnten.  Nachfolger des Schmack-Schiffs war ab dem 18. Jahrhundert die größere Kuff. 

Erk Bleik Erken und sein Sohn Jacob Erk Bleiken, der in dem Jahr gerade 13 Jahre alt war, fuhren 1818 gemeinsam auf einem Schiff in Richtung Kap Hoorn. Das Schiff ging vor Patagonien unter, Erk Bleik und sein Sohn Jacob Erk wurden vermisst und tauchten nie wieder auf. Nur der Ur-Enkel Boy Dirk Boysen, der als Schiffsführer tätig war, beendet sein Leben mit 81 Jahren am 26.04.1881 an Land in Tinnum.

Erk Geicken, der um 1650 in Westerland geboren wurde, zu dem über die Familienzweige Erken, Petersen, Schmidt ein indirektes Verwandtschaftsverhältnis besteht, war 1693 als Kapitän mit seinem Schiff vor Nordafrika unterwegs, als das Schiff von Piraten angegriffen und aufgebracht wurde. Kapitän und Besatzung wurden in Algier auf dem Sklavenmarkt verkauft. Die Familie legte das vorhandene Vermögen zusammen, um ihn wieder freizukaufen. Was aus der Besatzung wurde, ist nicht bekannt. Auch Erks Sohn Bunde Erk Geicken war Kapitän und hat 1718 Gondel Lorenz Hahn, eine Tochter von Lorenz Petersen de Hahn, geheiratet. 1719 kam er bei einem Schiffsunglück ums Leben.

Erk Bleik Erkens Tochter Gondel Erk Bleicken wurde am 12.04.1812 geboren (sechs Jahre vor dem Seemannstod ihres Vaters) und verstarb am 18.01.1871. Sie heiratete am 21.08.1839 in Tinnum den Seefahrer und Steuermann Meinert Peter Frödden, der am 26.09.1849 mit weniger als 40 Jahren ums vermutlich bei einem Schiffsunglück Leben kam. Ihr gemeinsamer Sohn Peter Meinert Frödden erlernte ebenfalls in früher Jugend den Beruf des Seefahrers. Beim Untergang seines Schiffs vor Brasilien wurde er gefangen genommen und lebte einige Jahre in der Sklaverei. Am 13.03.1861 starb er in diesem „elenden Zustand“ am Gelbfieber. Obwohl sein Geburtsdatum nicht bekannt ist, kann man sicher vermuten, dass er nicht älter als 20 Jahre wurde! Friedrich Frödden, ein aus Tinnum stammender Vorfahre von Meinert Peter Frödden, war ein erfolgreicher Schiffskapitän, der um 1787 in London lebte und aus seinem Vermögen die erste Orgel von Sylt für die Keitumer Kirche spendete.

 

Kürassier Johann Andreas Wachsmuth aus Göttingen

Der älteste bekannte Vorfahre aus der Familie Wachsmuth ist Hans Waßmoht, der um 1585 geboren wurde, vermutlich aber nicht aus Göttingen stammt, da er nicht im Bürgerbuch verzeichnet ist. Er hat am 10.01.1613 die Jungfrau Treise geheiratet und starb mit 79 Jahren. Sein Sohn Hans Hermann Wachsmuth (getauft am 10.05.1633 und begraben am 25.03.1695) wurde am 24.01.1657 in Göttingen eingebürgert und hat nur drei Tage später am 27.01.1657 die um 1635 geborene Catharina Knuppel geheiratet.  Er hat als Hutmacher und Filzmacher 2. Klasse gearbeitet, 1689 erwirbt er ein Brauhaus in Göttingen. Hans Hermann wird knapp 62 Jahre alt und am 25.03.1695 auf dem Friedhof von St. Albani beerdigt, im Kirchenbuch wird hierzu vermerkt: „Am 25.03.1695 auf ehrliche Weise mit christliche Ceremonie begraben“. Seine Frau überlebt ihn um 17 Jahre und stirbt mit ca. 76 Jahren, sie wird am 24.01.1712 beerdigt.

Ein Nachkomme von Hanß Waßmoht ist Johann Andreas Wachsmuth, der a, 27.03.1705 in Göttingen getauft wird und 1737 in Hadersleben als Hutmacher und Reiter im Oldenburgischen Kürassier-Regiment Friis in der von Rittmeister Ludolf Erich von Lersner (08.01.1713 bis 30.01.1773) geführten Kompanie diente.

Das Oldenburgische Kürassier-Regiment Friis, das 1701 als Regiment Ditmersens aufgestellt und erst 1703 einsatzbereit war, wurde zunächst als Teil eines Hilfskorps eingesetzt, das dem deutschen Kaisers vom dänischen König zur Unterstützung im Spanischen Erbfolgekrieg überlassen wurde. Anschließend war es zur Bekämpfung eines Aufstandes in Ungarn im Einsatz und 1709 in Holstein einquartiert. Nach einem weiteren Einsatz in Wismar 1711 kam das Regiment nach Schleswig, wo fünf Kompanien stationiert wurden. Je eine weitere Kompanie kam nach Sonderburg, Eckernförde und Husum. 1728 wurde das Regiment verlegt, je Kompanie wurde in Vejle stationiert, drei Kompanien nin Fredericia und vier Kompanien in Kolding. Hadersleben wird dabei nicht explizit erwähnt, aber da Kolding nicht weit entfernt ist, könnte eine der vier Koldinger Kompanien auch in Hadersleben stationiert gewesen sein, das ziemlich genau in der Mitte zwischen Kolding und Sonderborg liegt. Jede Kompanie hatte eine Mannschaftstärke von 61 Mann und 61 Pferden. Mit acht Kompanien im Oldenburgischen Kürassier-Regiment ergibt sich somit eine Gesamt-Mannschaftsstärke von 488 Reitern und Pferden. 1748 wird das Regiment wieder nach Husum und Rendsburg verlegt und nach einem 1763 an der Grenze zwischen Holstein und Mecklenburg durchgeführten Einsatz 1767 aufgelöst.

Ludolf Erich von Lersner stammt aus einem Frankfurter Patrizier-Geschlecht und entschied sich für eine militärische Karriere. Am 31.12.1734 wurde von Lersner zum Reserve-Leutnant im Reiterregiment Friis ernannt, am 30.09.1735 zum wirklichen Leutnant und schließlich am 06.09.1737 zum Rittmeister befördert. In dieser Funktion kommandiert er vermutlich eine der acht Kompanien des Regiments. Am 25.044.1746 erhielt er das Majors-Patent, am 16.04.1755 wurde er zum Oberstleutnant der Kavallerie befördert und am 24.09.1755 zum Oberst und Kommandeur des Reiterregiments. Nach dessen Auflösung wurde von Lersner Chef des Jütländischen Kürassier-Regiments. Am 22.07.1769 erhielt er seine letzte Beförderung zum Generalmajor und nahm am 30.09.1771  seinen Abschied. Am 30.01.1773 starb er unverheiratet in Slagelse.

Johann Andreas Wachsmuth heiratet vermutlich um 1736 / 1737 die am 24.10.1710 in Nimptsch geborene Anna Maria Lucia Buchwald. Ihr Vater Christoph Buchwald (1686 bis 01.05.1737 lebte als Großknecht und Gärtner in der Gemeinde Nimptsch und heiratete vor 1709 Susanna Geissler (ca. 1685 bis 09.11.1763). Das Ehepaar hatte vier Kinder und das älteste Kind war Anna Maria Lucia Buchwald(24.10.1710). Alle Kinder der Familie Buchwald wurden in Nimptsch geboren. Es muss vermutet werden, dass Anna Maria Johann Andreas Wachsmuth in der Nähe ihres Geburtsortes kennengelernt hat.

Vielleicht war es nicht Johann Andreas Wachsmuth, der nach Nimptsch kam, sondern  Anna Maria Buchwald, die nach Hadersleben kam. Bei der Recherche nach einer möglichen Heirat in Hadersleben haben sich Personen mit dem Namen Buchwald in Hadersleben gefunden. Falls es eine verwandtschaftliche Beziehung zwischen diesen Familien gab, könnte Anna Maria oder ihre Eltern entschieden haben, dass sie nach Hadersleben gehen sollte. Dann könnten sich beide in Hadersleben getroffen haben. Vielleicht irren aber auch einigen Quellen und Anna Maria stammt von einer der in Hadersleben ansässigen Buchwald-Familien ab. Belegen lässt sich diese These allerdings nicht. Ein Kirchbucheintrag zu einem 1708 geborenen Oberstleutnant von Buchwald lässt sich nicht weiter zuordnen. So bleibt die Herkunft aus Nimptsch die wahrscheinlichste These.

Nimptsch (Niemcza) liegt in polnischen Woiwodschaft Niederschlesien, 50 km südlich von Breslau. Die erste Besiedlung erfolgte schon in der Bronzezeit oder davor. Nimptsch lag am „Böhmersteig“, der von Prag über Königgrätz, Glatz und Breslau zur Ostsee führte. Auf dem Stadtberg von Nimptsch errichtete man um 1.000 v. Chr. eine erste Burganlage, die um 500 v. Chr. zerstört wurde. Zur Zeit der slawischen Besiedlung im 6. Jahrhundert lebten Germanen in der Region und um 900 wurde die damals zu Böhmen gehörende Stadt von Polen erobert. 1249 gelangte die Stadt zum Herzogtum Breslau mit der Folge einer deutschen Besiedlung und erhielt 1282 die Stadtrechte. Im 15. Jahrhundert verlor die Stadt im Vergleich zu den Nachbarstädten Frankenstein und Reichenbach an Bedeutung. 1675 fiel die Region mit dem Tod von Herzog Georg Wilhelm an die Krone Böhmen und damit unter die Herrschaft der Habsburger. Nach dem ersten schlesischen Krieg fiel Nimptsch 1742 unter preußische Herrschaft und wurde nach 1945 polnisch. Die Stadt hat heute 3.072 Einwohner.

Die Familie zieht um 1750 nach Sønder Sejerslev bei Tondern, wo Johann Andreas wohl einen Hof erworben hat. Nur einer der Kinder erreicht das Erwachsenenalter und zieht mit seiner aus Tondern stammenden Frau in die Fischerhäuser von Aventoft, ein Armenquartier. Er arbeitet als Schneider, seine Frau als Hebamme. Mit 46 Jahren stirbt er an der Schwindsucht. Die meisten seiner neun Kindern überleben die Kinderzeit nicht, einer der Söhne ertrinkt mit 15 Jahren beim Schlittschuhlaufen. Der älteste Sohn Nicolay Jessen Wachsmuth heiratet in Aventoft und bekommt zwei Söhne, mit 37 Jahren stirbt seine Frau. Danach geht er mit beiden Söhnen nach Hoyer und wird Bootsführer. Er heiratet erneut und bekommt drei weitere Kinder, mit 55 Jahren stirbt er.

Sein ältester Sohn Johann Friedrich Wachsmuth zieht nach Munkmarsch auf Sylt und absolviert in der abgebildeten Mühle eine Ausbildung. Sein Bruder zieht von Hoyer nach Westerland und sein Halbbruder Claus Detlef Lütje Wachsmuth, mein Ur-Urgroßvater, zieht von Hoyer über Tondern, wo er eine Lehre als Schuhmacher durchläuft, nach Tinnum und errichtet einen Hof. Ein anderer Halbbruder zieht nach Archsum. Ein Sohn wandert später in die USA aus. Somit hat sich wie bei manchen anderen Familien der Lebensmittelpunkt im 19. Jahrhundert komplett nach Sylt verlagert. Einer der frühen Umzüge nach Sylt war jener Johann Friedrich, der um 1819 nach Munkmarsch kam. Über die weitere Entwicklung kann ich gerne ein anderes Mal berichten.

Um 1819 ist ein Sohn von Nicolay Jessen Wachsmuth von Hoyer nach Munkmarsch gezogen und hat dort bei Niels Lorenzen Möller eine Ausbildung zum Müller absolviert, bevor er sich als Fuhrmann in Braderup niedergelassen hat.

 

Die Seefahrer aus dem Archsumer Wachsmuth-Zweig

Aus dem Archsumer Zweig der Wachsmuth-Familie mit dem 1813 in Højer geborenen Nicolay Jessen Wachsmuth (ein Halbbruder von dem nach Munkmarsch gegangenen Johann Friedrich und ein Bruder von dem nach Tinnum gezogenen Claus Detlef Christian Lütje Wachsmuth) gingen zwischen 1838 und 1849 vier Söhne und zwei Töchter hervor. Einige der Kinder sind vermutlich jung gestorben. Nicolai Jensen arbeitete als Arbeitsmann in der Landwirtschaft und war mit der aus Archsum stammenden Merret Hans Christensen (18.05.1810 bis 17.06.1850) verheiratet (Hochzeit am 15.08.1838). Er starb am 18.06.1880 in Archsum. Der älteste Sohn von Merret und Nicolai Wachsmuth war der am 28.04.1838 in Archsum geborene Nicolay Jessen Wachsmuth. Genau wie sein jüngerer Bruder Meinert Nicolai entschied sich Nicolai Jensen 1856 zur See zu fahren, nachdem sein Vater nach dem frühen Tod von Merret 1850 zum zweiten Mal geheiratet hatte.

Laut einem von C.P. Hansen erfassten Bericht fuhr Nicolay Jessen Wachsmuth am 03.08.1856 mit 18 Jahren als Matrose von Hamburg unter dem Kommando von Kapitän Meinert Boysen auf der Schonerbark „Posa“ aus Kampen in Richtung Hongkong. Das Schiff ist mit leichten Schäden nach Stürmen in der Bucht von Biskaya und bei der Umrundung des Kaps der Guten Hoffnung durch die Sundastraße in die Banda- oder Molukkensee gelangt. Dort haben starke Gegenwinde die Schonerbark aus dem Kurs gebracht und schließlich am 10.01.1857 mitten im Ozean auf einer Klippe aufgesetzt. Die Mannschaft verließ das Schiff mit dem Beiboot, beladen mit Lebensmitteln, Sextant und Chronometer und sichtete nach 13 Tagen Land, wahrscheinlich die indonesische Inselgruppe der Molukken zwischen Sulawesi und Neuguinea.

Nach der sicheren Landung trafen sie auf Eingeborene, die ihnen Wasser nur im Tausch gegen Kleidungsstücke geben wollten. Die Situation entwickelte sich für die Schiffbrüchigen zunehmend bedrohlicher, da immer mehr Eingeborene an den Strand kamen und sie bedrängten. Zudem waren sie alle mit Pfeil und Bogen bewaffnet. Daher beschloss Kapitän Boysen, die Insel am Abend wieder zu verlassen. Das war offensichtlich nicht im Sinne der Eingeborenen, die einen Pfeilhagel auf die flüchtenden Seeleute abschossen. Alle Seeleute erlitten Verwundungen, der Obersteuermann wurde tödlich getroffen. Nach sechs Tagen auf dem Meer starb Kapitän Boysen, der eine junge Frau und eine verwitwete Mutter hinterließ. Auf einer unbewohnten Insel fanden die Seeleute einige Früchte und frisches Wasser. Nach weiteren vier Tagen auf See erreichten sie Neuguinea. Allerdings wurden sie auch hier von feindlichen Eingeborenen empfangen und zwei Seeleute ertranken bei der Landung. Nachdem man die Überlebenden ausgeraubt hatte, trug man sie in ein Lager und verband die Wunden. So pflegte man sie einige Wochen lang, aber da der Untersteuermann kurz nach der Landung starb, waren alle Schiffsoffiziere tot und nur noch vier Besatzungsmitglieder hatten überlebt.

Als ein holländisches Schiff vorbeikam, fuhren einige der Eingeborenen zusammen mit Nicolay Jessen Wachsmuth zu dem Schiff und wollten den Matrosen gegen ein Gewehr an die Holländer verkaufen. Dies kam aber wohl nicht zustande. Nicolai Jessen berichtete von der Lage der Schiffbrüchigen und der holländische Kapitän berichtete dies den beiden preußischen Missionaren Geisler und Otto, die drei überlebende Seeleute für einige Gewehre und Stoffballen freikauften. Für Nicolay Jessen kam dies zu spät, er war in der Zwischenzeit verstorben. In dem bezeichneten Grab fanden sich keine Gebeine und die Eingeborenen gaben wilden Schweinen die Schuld. Die drei freigekauften Matrosen wurden auf einem holländischen Dampfschiff nach Jakarta („Batavia“) gebracht, von wo sie am 12.11.1857 wieder in Hamburg ankamen und in die Heimat zurückkehrten. Unter den drei Überlebenden waren ein Sylter und ein Föhrer Seemann. 

Meinert Nicolai Wachsmuth (geboren am 26.06.1842 und verstorben 1924) aus dem Archsumer Zweig der Familie ist ein jüngerer Bruder von Nicolai Jensen. Er hat sich wie sein Bruder 1856 mit 14 Jahren als Seemann verdingt und ist im Laufe der Jahre insgesamt sieben Mal um Kap Hoorn gefahren und bis in die Gegend von Seattle an der amerikanischen Pazifikküste gekommen. Als Kapitän erlitt Meinert Nicolai dann 1865 mit dem Schoner „Annie Doyle“ vor der Bucht von Yaquina in Oregon Schiffbruch. Dieses Erlebnis hat ihn wohl dazu gebracht, die Seefahrt aufzugeben und ganz in Amerika zu bleiben. Zunächst zog er nach Oysterville im Staat Washington und begann mit einer Austernzucht. Noch auf Sylt hatte er eine Zeitlang als Austernfischer gearbeitet und die Gegend um Oysterville erinnerte ihn vermutlich an die Landschaft auf Sylt.

In San Francisco hat er 1869 die aus Irland eingewanderte Elisabeth Josephine Sullivan (08.1847 bis 1905) geheiratet und ist mit der neuen Familie zunächst zurück nach Oysterville gezogen, wo 1871, 1872 und 1873 die drei älteren Söhne zur Welt gekommen sind. Irgendwann in den folgenden Jahren ist die Familie wieder nach San Francisco in Kalifornien umgesiedelt, wo 1877 ihr Sohn Louis C. geboren wurde. Meinert Nicolai hat in dieser Zeit für die „Moraghan Oyster Company“ gearbeitet. 1881 kehrte die Familie nach Shoalwater Bay bei Oysterville zurück und Meinert Nicolai pachtete für die Austernzucht geeignetes Land. Im selben Jahr gründete er seine eigene Austernfarm, bei der auch sein Sohn Louis C. mitarbeitete. 1903 verkaufte er das Unternehmen und zog sich in den Ruhestand zurück. Sein Sohn Louis C. zog mit 26 Jahren zu seinen Brüdern Harry und Theodore nach Portland, wo er 1904 als Koch in „Lemp's Oyster Parlour“ arbeitete. 1905 war er als Fahrer für die „Oysterville Oyster Company“ tätig und lernte dort die Buchhalterin Lizzie Sauer kennen, die er 1908 heiratete. 1907 arbeitete er im Transport und der Zubereitung von lebenden Krabben und Austern für die Geschäfts auf der Ankeny Street, bevor er dort zusammen mit seinem Partner L. Roland Mills einen Groß- und Einzelhandel für Meeresfrüchte und insbesondere Austern eröffnet. Nach einigen Jahren ist der Mitgründer Mills aus dem gemeinsamen Unternehmen ausgestiegen und Louis C. führte das Geschäft unter dem Namen Oregon Oyster Company mithilfe seiner Brüder und später auch seinen Söhnen weiter. Aus dem Betrieb entwickelte sich die „Dan and Louis Oyster Bar“ in 208 SW Ankeny St. Portland, OR 97294. 

Auf der Homepage der "Dan & Louis Oyster Bar" findet sich nicht nur eine detaillierte Geschichte von Familie und Unternehmen, sondern auch ein bebilderter Stammbaum, der die glückliche Verbindung von Sylter und hawaianischen Familien dokumentiert. Nach meinem Wissen ist der Wachsmuth-Zweig in Portland derjenige, der sich am weitesten von Sylt entfernt hat. Die Geschichte belegt, dass die Sylter-Kultur der Austern-Zucht sich auch in den USA behaupten kann.

 

Verbindungen mit den 1830 zugezogenen Wachsmuth-Brüder

Die vier Söhne von Nicolay Jessen Wachsmuth sind die frühesten unter meinen Familienzweigen, die nach Sylt zugewandert sind - zumindest solche für die es Belege gibt. Die Fortsetzung der "Wachsmuth-Saga" beschreibt die Verbindungen mit Frauen aus Sylter Familien und konzentriert sich auf den Tinnumer Zweig. Der Tinnumer-Hof wurde um 1837 von Claus Detlef Christian Lütje Wachsmuth errichtet. Das Foto auf der linken Seite ist nach 1880 entstanden. Auch unter den Nachkommen der Tinnumer Linie finden sich Auswanderer, die Ende des 19. Jahrhunderts nach Milwaukee gezogen sind. Das Leben auf Sylt war auch in dieser Zeit für viele Bewohner beschwerlich und von Armut geprägt. 

Die Verbindungen der zugewanderten Familien Carstensen und Wachsmuth mit „Ur-Sylter“ Familien lassen sich anhand von zwei frühen Syltern erläutern, zum einen Boy Michel Boysen und zum anderen Mochel Carstens. Der Westerländer Boy Michel Boysen (1794 bis 1854) hat 1831 an der Keitumer Chaussee Nr. 10 ein vor 1778 erbautes Haus erworben (laut Verzeichnis von Henning Rinken trägt es die Nummer 82). 1778 gehörte das Haus an der Keitumer Chaussee Boy Thiesen, der es 1808 an seinen Sohn, den Kapitän Thies Boysen vererbte. Nach dessen Tod erbte seine Witwe das Haus und nach ihrem Tod 1823 wurde es von Maria Thönis Munk übernommen. Auf sie folgte Boy Michel Boysen als Eigentümer. Am 20.11.1832 brannte das Haus ab, vielleicht die Folge eines Blitzschlages. Schon 1833 hat er das Haus neu aufgebaut. Boy Michel Boysen ist nicht unmittelbar verwandt mit dem gleichnamigen Vorfahren von Maria Boysen, der am 26.11.1743 geboren wurde und als Kapitän auf Ostindienfahrt tätig war!

Nach seinem Tod 1854 hat sein Sohn, der Seefahrer, Landwirt und Müller Boy Andreas Boysen (01.01.1838 bis 11.02.1892) das Haus geerbt. Boy Andreas hat am 07.06.1859 Inken Dirksen Hahn (27.06.1840 bis 07.01.1894) geheiratet, eine Tochter des Kapitäns und Landwirts Dirk Meinerts Hahn (29.01.1804 bis 09.08.1860), nach dem aus Dankbarkeit von Auswanderern Hahndorf in Australien benannt wurde, und seiner Frau Hedwig Jens Nicolaisen (01.10.1801 bis 26.07.1854). Inken Dirksen und Boy Andreas bekommen insgesamt elf Kinder, davon fünf Mädchen.

Der älteste Sohn und Landmann Dirk Boysen, geboren am 10.04.1863, erbt das Haus nach dem Tod seines Vaters 1892. Am 30.09.1887 heiratet Dirk die Rantumerin Elise Marie Feddersen (geboren am 27.08.1863). Auf dem Dach des Hauses in der Keitumer Chaussee 10 brütete um die Jahrhundertwende über mehrere Jahre hinweg ein Storchenpaar, das in einem benachbarten Gewässer Nahrung fand. In Verbindung mit dem Bau der Reichsbahn Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Gewässer zugeschüttet und damit fiel das Nahrungsreservoir für die Störche weg. Die Störche blieben in der Folge weg und danach haben auch an anderer Stelle keine Störche mehr in Westerland gebrütet. Dirk Boysen verkauft einen Teil seines Landbesitzes und errichtet vom Erlös in Rantum die Bahnhofswirtschaft. Diese Restauration war eine der ersten speziell für Kurgäste errichteten Institutionen. Vermutlich blieb die Ehe von Elise Marie und Dirk Boysen kinderlos, auf jeden Fall gehört das Haus später dem Sohn seines Bruders Thomas Nissen (18.02.1863 bis 23.11.1938). (Die Beschreibung zur Geschichte von Haus Nr. 82 basieren auf der Artikelreihe „Alt-Westerland und seine Bewohner“ in der Sylter Rundschau beginnend am 08.02.1958).

Ein anderer Sohn von Boy Andreas Boysen war der Maurergeselle Jens Boysen (geboren am 07.01.1878), der am 09.04.1901 Petrea Nicolina Wachsmuth (11.06.1878 bis 24.07.1944) geheiratet hat. Petrea Nicolina war die Tochter von Moiken Matz Petersen und Peter Nicolay Wachsmuth, Nachkommen der um 1830 von Hoyer nach Sylt umgezogenen Familie Wachsmuth. Clara Marie Peters (04.08.1913 bis 02.01.1994), eine Urenkelin von Boy Andreas Boysen hat Matthias Carstensen (geboren am 08.04.1910) geheiratet, einen Enkel der um 1888 nach Westerland umgezogenen Catharina und Diderich Carstensen. Nach einigen Generationen ergibt sich somit eine zunehmend engere Verzahnung der zugezogenen mit den länger ansässigen Familien.

Auch anhand der Familie der zweiten Sylter Persönlichkeit lässt die Verbindung aufzeigen. Mochel Carstens (um 1660 bis 1709) war Müller, Kirchspiel- und Strandvogt, sowie Vize-Landvogt. Unter seinen zahlreichen Nachkommen hat die Ur-Urenkelin Kaiken Nickels Sörens (19.07.1797 bis 26.03.1831) den noch in Aventoft geborenen Christian Wachsmuth (19.04.1797 bis 24.05.1857) geheiratet. Sein Enkel Christian Draht (1854 bis 1915) hat 1889 das „Central-Hotel“ in Wenningstedt errichtet und betrieben. Auch die am 22.04.1852 geborene Maria Boysen ist eine Nachkommin von Mochel Carstens in sechster Generation. Maria Boysen hat mit ihrer Hochzeit mit Erich Meinert Søeberg eine weitere Verbindung zu der aus Göteborg stammende Familie Søeberg geschaffen. Eine Nichte von Maria Boysen war mit Gustav Adolf Harrer verheiratet, einem Hamburger Gastronom. Weitere Verbindungen mit nach Sylt zugezogenen Personen wurden im betrachteten Zeitraum nicht aufgedeckt, ausgeschlossen sind sie aber nicht!

Der Bruder von dem nach Archsum gezogenen Nicolay Jessen Wachsmuth war Claus Detlef Christian Lütje Wachsmuth (geboren am 10.02.1807 in Højer und am 29.03.1883 mit 76 Jahren bei Tinnum in der Nordsee ertrunken). Er arbeitete als Schumacher und heiratete noch in Hoyer am 06.11.1829 die 1802 in Ribe geborene Christiana Lund (gestorben am 15.05.1883 in Tinnum). Mit seiner Frau und der erstgeborenen Tochter Maria Theresia (geboren am 15.10.1830 in Hoyer) zog er kurz nach 1830 nach Tinnum auf Sylt. In Tinnum errichtet die Familie Wachsmuth 1837 einen Hof, auf dem die nächsten Generationen aus diesem Zweig der Wachsmuth-Familie geboren werden.

Christiana Lund und Claus Detlef Christian Lütje Wachsmuth aus dem Tinnumer Zweig hatten drei Töchter und drei Söhne. Die älteste Tochter war Maria Theresia und wurde am 15.10.1830 noch in Hoyer geboren, starb aber schon am 21.01.1840 in Keitum mit gerade 10 Jahren. Der älteste Sohn Christian Lund wurde 1834 geboren und starb am 19.12.1954 mit 18 Jahren als Matrose, nachdem er aus der Takelage des russischen Schiffes „Cäsarewitsch“ auf das Deck gestürzt war. Als drittes Kind wird am 14.04.1837 Peter Nicolay Wachsmuth geboren. Die jüngste Tochter wurde am 09.11.1841 geborene und nach der am 06.12.1932 im Alter von 92 verstorbenen ersten Tochter Maria Therese genannt. Sie starb in Tinnum am 06.12.1932 mit 91 Jahren. Als letztes Kind kommt elf Jahre später am 14.08.1843 Andreas Theodor Wachsmuth auf die Welt.

Claus Detlef Christian Lütje Wachsmuth stirbt am 21.03.1882. An diesem Tag hat er trotz seiner bereits 75 Jahre vormittags im Garten gearbeitet und wollte nachmittags alleine mit dem Boot nach Rantum fahren, um Holz von dort zu holen. Unterwegs hat sich das Wetter verschlechtert mit starken Böen und hohem Wellengang. Irgendwann ist das Boot gekentert und Claus Detlef im Meer ertrunken. Sein Leichnam wurde am nächsten Tag am Strand angespült und am 02.04.1882 in Keitum beerdigt. Der zweite Sohn Peter Nicolay Wachsmuth, der am 14.04.1837 in Tinnum geboren wurde, arbeitete als Austernfischer und Seefahrer. Er heiratete die Tinnumerin Moiken Matz Petersen, mit der er sieben Töchter und drei Söhne hatte.

Die älteste Tochter war die am 09.09.1861 geborene Mathilde Caroline. Die drittälteste Tochter war Molly Petrea Wachsmuth, die am 15.01.1870 in Tinnum zur Welt kam und um 1890 Bernhard Martin Carstensen heiratete, einen Bruder von Carl Christian Carstensen. Molly Petrea hatte vier Kinder und starb am 03.08.1966 in Westerland mit 96 Jahren. Sie war 40 Jahre lang als Badewärterin im Südbad von Westerland tätig. Das Foto links zeigt sie mit ihren Kollegen in der vorderen Reihe links sitzend. Ihre viertälteste Tochter Christine (01.07.1873) heiratete 1883 den Morsumer Fuhrmann Hans Christian Heicksen (04.05.1873 bis 03.11.1895). Die sechste Tochter von Peter Nicolay war Jenny Maria Wachsmuth, die am 14.02.1876 geboren wurde und am 20.06.1969 mit 93 Jahren starb.

Die jüngste Tochter Petrea Nicolina Wachsmuth kam am 11.06.1878 in Tinnum zur Welt, war als Dienstmagd tätig und heiratete mit knapp 23 Jahren am 09.04.1901 den Maurergesellen Jens Boysen (geboren in Westerland am 07.01.1878), mit dem sie nach Flensburg gezogen ist. Petrea Nicolina starb am 24.07.1944 mit 66 Jahren in Tastrup. Jens Boysen ist das neunte Kind des Seefahrers, Landwirts und Müllers Boy Andreas Boysen (01.01.1838 bis 11.02.1892) und Inken Dirksen Hahn (27.06.1840 bis 07.01.1894), die eine Tochter von Kapitän und Landwirt Dirk Meinerts Hahn (29.01.1804 bis 04.08.1860) und seiner Frau Hedwig Jens Nicolaisen (01.10.1801 bis 26.07.1854) war. Inken Dirksen und Boy Andreas Boysen hatten insgesamt 11 Kinder, 5 Töchter und 6 Söhne!

Drei Kinder von Moiken Matz und Peter Nicolay sind nach Milwaukee in Wisconsin ausgewandert. Den Anfang machte der älteste Sohn Christian Lund Wachsmuth (geboren in Tinnum am 23.08.1862), der nach seinem 1852 auf See verstorbenen Onkel benannt wurde. Der Feuerwehrmann heiratete die am 27.04.1857 in Tinnum geborene Maria Beate Oben. Beide sind um 1885 nach Milwaukee ausgewandert und haben in der Zeit von 1891 bis 1897 zwei Mädchen und zwei Söhne zur Welt gebracht. Auch die am 17.12.1863 geborene Schwester Christiane Wachsmuth ist nach USA ausgewandert. Der dritte Auswanderer ist der am 07.02.1868 geborene jüngere Sohn Dietrich Peter Wachsmuth, der Janette Georgine Louise Nissen (12.11.1862 bis 26.02.1953) aus Morsum geheiratet und seinen Lebensunterhalt als Seefahrer verdient hat. Die Familie von Christian Lund und Dietrich Peter wurden später die erste Anlaufstelle in den USA, als 1907 die Brüder Dietrich Edlef und Peter Nicolay Carstensen ausgewandert sind. Dietrich Peter stirbt am 18.06.1946 in Chicago.
 

Nachfahren des Johann Christian Wachsmuth werden Hoteliers in Wenningstedt

Mit 18 Jahren verlässt Johann Friedrich Wachsmuth die ärmliche Heimat in den Fischerhäusern von Aventoft und geht nach Munkmarsch auf Sylt, um dort bei Niels Lorenzen Möller das Müllerhandwerk zu erlernen. Im benachbarten Braderup lernt er die am 12.11.1781 in Keitum geborene Inken Peter Heickenkennen. Sie ist 13 Jahre älter als Johann Friedrich und die Tochter von Christen „Chressen“ Hansen Nissen (19.12.1745 bis 23.02.1837) und dem Schuster Peter Heicken (19.12.1745 bis 22.04.1830). Beide haben ihr Leben in der dörflichen Gemeinde Braderup im Osten von Sylt verbracht. Die Eltern von Peter Heicken leben ebenfalls in Braderup und die männlichen Familienmitglieder sind überwiegend in der Seefahrt tätig. Daneben betreiben die Frauen Landwirtschaft auf eigenen Ländereien. Auch Peters Vater Haicke Jensen (1703 bis 02.11.1783) war zur See gefahren, er stammte aus Westerland und war mit der aus Braderup stammenden Marren Moiken Jensen (12.1708 bis 29.01.1781) verheiratet. Haikes Vater Jens Mochels (um 1670 bis 12.03.1746) lebte in Westerland und betätigte sich in der Seefahrt. Er war mit der Keitumerin Chressen Matz Heicksen (20.11.1670 bis 13.03.1746) verheiratet. Auch der Vater von Inken Peter Heickens Großmutter Marren Moiken war Seefahrer, Japp Jensen (13.08.1671 bis 1710) und stammte aus Braderup. Mit knapp 31, ein Jahr nach der Hochzeit, erwarb er zusammen mit seiner Frau Ingi Nickels Ehrken (26.09.1680 bis 26.12.1721) in Braderup ein Haus (Nr. 11). Da er mit der Seefahrt wohl noch nicht so viel verdiente, musste er sich verschulden. In der „Aufschreibung der Hueffen Landereyen und Güther etc. nach Hochfürstl. Verordnung auf dem Lande Syld Ao 1709“ wird zu Japp Jensen vermerkt:

„... hat kein Vieh alß 4 Schafe. Sein Wohnhauß ist 6 Fach, zwar noch ziembl. neu aber unabgemacht, auch größten Theils unbezahlt. Seine Nahrung suchet er eintzig mit der Seefahrt. Was er hat, ist nichts vert und ohne Freyheit. Die Weyde ist die Heyde. Weil er noch jung und seine Haußhaltung neu angefangen, ist er nicht im Stande ohne Cred. sein Schuldiges zu contributieren.“

Gerade 8 Jahre später starb Japp Jensen 1710 bei einem Schiffsunglück und wurde knapp 37 Jahre alt. Neben Marren Moiken hatte die Familie noch eine Tochter, Christen (01.08.1704 bis 1709), die nicht mal fünf Jahre alt wurde. Der Vater von Japp Jensen war Jens Jaspers aus Braderup, der um 1645 geboren wurde. Über die gemeinsamen Wachsmuth-Vorfahren aus Aventoft und später Hoyer gibt es eine verwandtschaftliche Beziehung zwischen Jens Jaspers und Marie Charlotte Wachsmuth, wie die folgende Grafik zeigt. Am 26.12.1816 heiraten Inken Peter Heicken und Johann Friedrich Wachsmuthin der Keitumer Kirche. In den Folgejahren betätig sich Johann Friedrich als Fuhrmann und 1851 erwirbt die Familie einen eigenen Hof mit landwirtschaftlichen Flächen. Die Familie hat zwischen 1820 und 1825 drei Mädchen und einen Sohn. Am 21.04.1867 stirbt Johann Friedrich mit knapp 73 Jahren in Braderup, seine Frau ist bereits drei Jahre früher am 06.03.1864 verstorben mit 82 Jahren.

Die erstgeborene Tochter Christina Maria ist schon zwei Tage nach der Geburt gestorben und Peter Nicolay Wachsmuth (30.09.1822 bis 16.02.1835) bleibt der einzige Sohn von Inken und Johannes. Er wird nur 12 Jahre alt und stirbt an Diphtherie, die damals „Bräune“ genannt wurde. Die nächstgeborene Tochter erhält den gleichen Namen, wie die als Kleinkind verstorbene erste Tochter. Christina Maria(geboren am 22.01.1821) heiratet am 14.11.1849 den am 12.10.1823 in Emmerleff geborenen Schneider Jens Christensen. 1852 erwirbt das Ehepaar einen Hof (Nr. 24) in Braderup. Neben Peter Nicolay hat die Familie drei Töchter. Ingelina Mathilde (23.06.1853 bis 07.07.1926) heiratet den in Archsum geborenen Seefahrer Meinert Bleick Rinken (03.11.1851 bis 22.04.1936). Nach der aktiven Seefahrt wird Meinert Bleick Brückenwärter in Munkmarsch. Dort lebt er mit seiner Familie und bekommt drei Kinder.

Bleick Thomas Rinken, der Vater von Meinert Bleick, war in seiner Jugend ebenfalls in der Seefahrt tätig, später wurde er als Leuchtfeuerbeamter heimisch. Verheiratet war Bleick Thomas mit Maiken Martensen und hatte mit ihr neben Meinert Bleick den Sohn Matthias Cornelius Rinken (25.09.1849 bis 25.02.1922), der zunächst das Schuhmacher-Handwerk erlernte und später Polizeidiener wurde. Er heiratete am 04.02.1875 Gondeline Marie Diederichsen, die jüngere Schwester von Ingelina Mathilde. So haben die Brüder Rinken zwei Schwestern Diederichsen geheiratet! Über Nachkommen aus der Ehe von Gondeline und Matthias ist nichts bekannt. Als jüngste Tochter von Anna Margaretha und Christian Gottlieb Diederichsen wird am 10.10.1860 Johanna Friederike Diederichsen in Braderup geboren. Am 04.04.1886 heiratet sie den Schuhmacher Friedrich Eduard Möller (geboren am 12.02.1861), der am 27.05.1890 vom Kreisausschuss in Tondern auf seinen Antrag vom 21.04.1890 den Bescheid für eine Lizenz zum Betrieb einer Schankwirtschaft erhält:

Dem Friedrich Eduard Möller in Braderup auf Sylt wird hierdurch auf Grund von § 33 der Gewerbe-Ordnung für das Deutsche Reich vom 01.07.1883 und der Ministerial-Bekanntmachung vom 14.09.1879 die Erlaubnis erteilt, in seinem in Braderup auf Sylt gelegenen Wohnhaus während der Zeit vom 15. Mai bis incl. 15. Oktober dieses Jahres die Schankwirtschaft zu betreiben.“

16 Jahre später kauft er 1906 das von Christian Waldemar Draht (1854 bis 1915) das im Jahr 1889 errichtete „Central“-Hotel in Wenningstedt und benennt es später in „Bahnhofshotel“ um. Auch die Familie lebt seit 1906 in Wenningstedt und Johannas Schwester Gondeline zieht nach dem Tod ihres Mannes ebenfalls nach Wenningstedt. Johanna Friederike und Friedrich Eduard Möller bekommen zwei Söhne. Der älteste Sohn Hans wird am 26.09.1886 geboren und führt vermutlich das väterliche Hotel weiter. Aus dem „Bahnhofshotel“ wird um 1915 das Hotel „Seestern“. 1923 wird das Hotel abgerissen.

Christian Waldemar Drahts Eltern waren die am 03.05.1826 in Westerland geborene Hebamme Caroline Cornelius Wachsmuth und der in Tinnum geborene Klempner Johann Gottlob Drath (um 1815 bis 1861). Carolines Vater war der drei Jahre jüngere Bruder von Johann Friedrich, Christian Wachsmuth, der am 19.04.1797 in den Fischerhäusern in Aventoft zur Welt kommt. Während sein Bruder Johann nach Munkmarsch zieht, siedelt sich Christian in Westerland an. In Westerland bezieht Christian 1855 ein Haus in der Gartenstraße 3, in der Nähe der alte Dorfkirche St. Niels. Das Haus gehört zu den 120 ältesten Häusern in Westerland.

 

Das tragische Leben des Andreas Theodor Wachsmuth

Andreas Theodor Wachsmuth wurde am 14.08.1843 geboren und hat als Austernfischer und im Zweitjob in der alten Dorfkirche St. Niels in Westerland als Kirchendiener und Totengräber gearbeitet, später war er als Schuldiener tätig. Er hat am 06.05.1874 Inken Sermine Söeberg (15.02.1852 bis 07.06.1935) geheiratet. Das Ehepaar hatte nur eine Tochter Charlotte Marie Wachsmuth, die am 06.03.1875 geboren wurde und am 11.05.1893 bei der Geburt ihres Sohnes Charles Max Carstensen aus der am 17.04.1892 mit Carl Christian Carstensen geschlossenen Ehe verstarb. Andreas Theodor war neben den Großeltern Diderich Edlef und Catharina Carstensen Taufpate von Charles und starb am 27.06.1902 durch Selbstmord. Die von Pastor Gerd Dannenberg verfasst Chronik „Die Küster, Kirchendiener und Organisten der Insel Sylt seit der Reformation“ enthält folgende Passage zu Andreas Theodor Wachsmuth:

„Am 14. August 1843 ist er als Sohn der Eheleute Claas Detlef Christian Wachsmuth und seiner Frau Christiana geb. Lund in Tinnum geboren. Am 6. Mai 1874 verheiratet er sich mit Inken Sermine Söberg aus Tinnum. Die Dorfkirche St. Niels erhält 1875 zugleich mit dem Anbau des Turmes eine Orgel, die von dem Orgelbauer Marcussen aus Apenrade gebaut wird. .... Aber jetzt brauchte man natürlich einen Mann, der die Bälge trat. Der Kirchenvorstand schreibt das "vereinigte Amt des Todtengräbers und Bälgetreters" aus. Herr Wachsmuth erhält dieses Amt und bekommt für seine neue Aufgabe 100 Mark Gehalt. Sein Beruf wird als Arbeitsmann angegeben. Er bedient auch die Glocke, die bisher in einem Glockenstapel hing, der westlich der Kirche stand.  ....

Am 6. März 1875 wird den Eheleuten die Tochter Marie Charlotte geboren. Sie stirbt mit 18 Jahren als verheiratete Frau Carstensen am 11. Mai 1893. Bei ihrer Geburtsanzeige vermerkt das Register als Beruf des Vaters "Totengräber", bei ihrer Todesanzeige spricht Pastor Casper Friedrich Gleiss - von 1888 bis 1899 in der Gemeinde - von der einzigen Tochter unseres treuen Kirchendieners. Bei ihm wird die zweifache Tätigkeit vermerkt, die so bis zum Jahr 1964 ausgeübt worden ist. Dies wird auch in einem Attest bestätigt, das Pastor Jürgen Arfst Martens - von 1879 bis 1884 in der Gemeinde - für Herrn Wachsmuth ausgestellt hat. Es hat folgenden Wortlaut: "Es wird auf Verlangen hiemittels attestiert, dass der p.t. (pro tempore = zur Zeit) Kirchendiener und Todtengräber Andreas Theodor Wachsmuth zu Westerland auf Sylt, stets alle mit seinem Amte verbundenen Obliegenheiten mit Gewissenhaftigkeit und Treue wahrgenommen hat, sowie dass er allen seinen Verpflichtungen zur allgemeienen Zufriedenheit der Gemeinde genügt hat. Es wird ferner bemerkt, dass er ebenfalls als Glied der Gemeinde allgemein in Achtung steht als ein guter Familienvater, fleißiger Arbeiter, treu, nüchtern und unbescholten. Meines Erachtens eignet derselbe sich sehr gut, einer Arbeitsanstalt oder einem ähnlichen Institute als Oekonom vorzustehen."

Dieses  Zeugnis wurde für die Bewerbung als Schuldiener ausgestellt. Er hat diese Aufgabe dann auch erhalten. Am 27. Juni 1902 stirbt Herr Wachsmuth und wird von Pastor Rienau aus Keitum zur letzten Ruhe gebettet. Die Todesanzeige berichtet von seinem schmerzlichen Ende, das sehr traurig für die Familie und die Gemeinde ist: "Er erhängte sich in seiner Wohnung, Ursache nicht aufgeklärt, wahrscheinlich Schwermut", schreibt Pastor Rienau.

In Westerland heiratet Carl Christian Carstensen am 17.04.1892 Marie Charlotte Wachsmuth (geboren am 06.03.1875 in Tinnum) und jüngster Spross der Familien Erken, Bleicken und Wachsmuth. Nur Stunden nach der Geburt ihres ersten und einzigen Sohnes Charles Marinus Carstensen am 11.05.1893 stirbt Marie Charlotte mit gerade mal 18 Jahren! Vermutlich da sich sein Vater nicht alleine um das Baby kümmern konnte, wuchs Charles in der Familie seines Großvaters, des Schul- und Kirchendieners Andreas Theodor Wachsmuth (geboren am 14.08.1843) und seiner Frau, Inken Sermine Söeberg (geboren am 15.12.1852 in Tinnum und verstorben am 07.06.1935 in Westerland) in Tinnum auf. Wo in Tinnum Inken Termine und Andreas Theodor Wachsmuth gelebt haben, konnte nicht ermittelt werden. Andreas Theodor verfiel in den Folgejahren der Spiel- und vermutlich auch Alkoholsucht, so dass er keine Stütze für den jungen Charles war. Am 27.06.1902 erhängt sich Andreas Theodor auf dem Dachboden seines Hauses, wo sein Enkel Charles ihn findet und vom Seil abschneidet – Charles ist zu diesem Zeitpunkt neun Jahre alt!

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