Ihre Browserversion ist veraltet. Wir empfehlen, Ihren Browser auf die neueste Version zu aktualisieren.
Die Johannsens und die Sturmflut von 1825

Die Johannsens und die Sturmflut von 1825

Die Familie Johannsen stammt ursprünglich aus der Gegend von Niebüll, Deezbüll bzw. Lindholm, von wo einzelne Vorfahren nach Föhr und auf die Hallig Langeneß umgezogen sind und in einheimische Familien eingeheiratet haben. Nach der Rückkehr einzelner Nachkommen auf das Festland haben sich Johannes Kaack und Catharina Anganetha Dora Johannsen in Husum getroffen, als Johannes dort als Buchbinder tätig war. Bahne Johannsen (geboren am 29.03.1730 in Niebüll und verstorben am 20.01.1788 auf der Hallig Langeneß) war als Pastor tätig und ist vor 1770 auf die Hallig Langeneß gezogen, um die dortige Pfarrei zu übernehmen. Dort hat er am 22.11.1772 die aus Langeneß stammende Eicke Backsen (geboren am 20.08.1752 und verstorben am 04.02.1825) geheiratet. Sein Sohn Bernhard Johannsen (geboren 03.09.1815) lebt als Schiffskapitän auf der Hallig und heiratet seinerseits eine von Langeneß stammende Frau, Agneta Brodina Lorenzen (geboren 22.11.1789 und verstorben am 27.05.1821). 

Die Vorfahren von Eicke Backsen und Agneta Brodina Lorenzen stammen über Generationen von den Halligen Langeneß und Gröde und sind als Schiffer und Schiffsführer tätig ähnlich wie ihre entfernten Verwandten Bleicken, Erken und Boysen auf Sylt. Identifiziert werden konnten hier sieben zur See fahrende Vorfahren, unter anderem der Großvater von Catherina Anganetha, Bernhard Johannsen. Gemeinsam ist ihnen, dass der Beruf mit großen Gefahren verbunden ist, sodass drei der bekannten sieben Seeleute von den Halligen bei Schiffskatastrophen ums Leben gekommen sind.

Vor der Burchardi-Flut 1634 bildeten die Halligen Oland und Langeneß mit weiteren Landmassen die Hallig-Alt-Langeneß. Auf allen Halligen zusammen lebten bei der Volkszählung von 1769 2.000 Menschen in 350 Häusern. Auf der Nordmarsch lebten 1749 400 Personen auf 10 Warften. Von den Einwohnern arbeiteten 86 als Seefahrer, entsprechend einer Quote von knapp 22%. Langeneß war zu dieser Zeit mit 13 Warften und 70 Häusern ähnlich groß. 1769 waren die männlichen Erwachsenen fast ausschließlich in der Seefahrt tätig, teils mit eigenen Schiffen, in der Mehrzahl aber angeheuert von hamburgischen oder holländischen Reedern. Vor der Sturmflut von 1825 lebten 187 Einwohner in 70 Häusern, 1850 standen noch 50, 1905 nur noch 30 Häuser. Heute misst die Hallig 10 Kilometer in der Länge und 1,4 in der Breite, etwa 100 Personen lebten 1987 in 58 Haushalten. Landwirtschaft, Küstenschutz und Tourismus sind heute die Haupterwerbsquelle auf den Halligen.

Hallig Gröde ist heute mit 11 Einwohnern eine der kleinsten Gemeinden in Deutschland, mit 2,5 Quadratkilometern aber schon deutlich größer als Habel!Gröde gehört wie die Nachbarhalligen Appelland und Habel zu den friesischen Uthlanden. Die Halligen wurden durch Sturmfluten vom Festland abgetrennt und hatten in der Folge durch weitere Fluten und Meeresströmungen Landverluste zu beklagen. In der Burchardiflut im Jahr 1634 ertrank auf den drei Halligen ein Mensch. Die 1779 erbaut Kirche Sankt Margarethen ist vermutlich die siebte Kirche an dieser Stelle und enthält einen Altar von 1592. Bei der Februarflut von 1825 wurden auf den drei eigenständigen Halligen Gröde, Appelland und Habel acht der 23 Häuser zerstört, zudem eine von drei Warften. Im Jahr 1825 gab es noch 90 Einwohner auf Hallig Gröde, bis 1874 halbierte sich diese Zahl. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wuchs Gröde mit der nördlich gelegenen Hallig Appelland zusammen, nachdem man zum Küstenschutz den zwischen den beiden Halligen verlaufenden Priel mit einem Damm unterbrochen hatte.

Das Leben auf den Halligen, die im Gegensatz zu Föhr, Amrum und Sylt keine Inseln sind, ist auch ohne Seefahrt mit erhöhten Risiken verbunden. Da es auf den Halligen keine Deiche gibt, bedrohen Sturmfluten die auf den nur leicht erhöhten Warften stehenden Häuser. In seinem 2014 erscheinen Buch „Sie überstanden die große Flut von 1825“schildert der aus Langeneß stammende Boy-Peter Andresen die Folgen der Flut vom 03. und 04. Februar 1825 für die Johannsen-Familie. 

Johann Johannsen war als Schiffskapitän während der Flut nicht in der Heimat. Johann, der älteste Sohn von Pastor Bahne Johannsen, lebte auf der Ketels-Warf. Als Kapitän war er während des Sturms zusammen mit seinen 17 und 23 Jahre alten Söhnen als Matrosen auf See. Zuhause waren zu der Zeit seine Frau Margarethe, zwei Töchter und ein Dienstmädchen. Durch den Sturm sind Teile der Nord- und Ostseite des Hauses eingestürzt, aber der Großteil der Einrichtung konnte gerettet werden. Nur die beiden Kühe und eines der acht Schafe sind ertrunken. Das Haus wurde wohl wiederhergerichtet und die Seefahrt sicherte die Einkünfte für die Renovierungsarbeiten. 

Während der Sturmflut waren der Kapitän Bernhardus Johannsen zusammen mit seinem Bruder Bandix als Steuermann auf See. Bernhardus Johannsen hatte sein Haus auf der Honckens-Warf. Während der Sturmflut im Februar 1825 war er auf See, sein Sohne Bahne, der später als Uhrmacher nach Husum zog, war auf Föhr. Nur der jüngere Sohn blieb mit einem Dienstmädchen zuhause. Durch den Sturm wurde die Mauer an der Südseite des Hauses beschädigt. Der Schaden konnte später behoben werden und weder die Wohnungs-Einrichtung noch der Viehbestand nahm Schaden.

Eicke Bahnsen, die Witwe des Pastors Bahne Johannsen war zu dieser Zeit 82 Jahre alt und lebte zusammen mit dem gerade abwesenden Sohn Bandix, seiner Frau Anna, und ihren beiden 5 und 7 Jahre alten Kindern in ihrem Haus auf der Christians-Warft. Durch Sturm und Flut gaben die Mauern des Hauses nach und der einstürzende Schornstein erschlug Eicke Bahnsen. Ihre Schwiegertochter und die Kinder haben sich aus den Trümmern befreit und sind nach dem Sturm nach Föhr umgezogen. Das Haus konnte nicht gerettet werden und die gesamte Wohnungseinrichtung ging verloren. Auch die drei Kühe und 15 Schafe der Familie ertranken in den Fluten. 

Bernhards Sohn Bahne Johannsen (geboren am 08.08.1816 auf Langeneß), der während der Sturmflut 1825 auf Föhr weilte, entscheidet sich für den Beruf des Uhrmachers. Für diese Tätigkeit gibt es auf der Hallig und wohl auch auf Föhr kaum ausreichend Kunden. Daher verlässt Bahne nach der Ausbildung Wyk auf Föhr, wo er die dort am 26.04.1815 geborene Lene Hansen Zimmermann (verstorben am 15.01.1900 in Flensburg) kennen lernt und am 04.04.1846 heiratet. Das Paar siedelt ca. 1850 nach Husum um, wo am 04.02.1857 Catharina Anganetha Dora Johansen geboren wird. Bis zu seinem Tod am 01.09.1861 ist Bahne in Husum als Uhrmacher mit einem eigenen Laden tätig. 

 

Die obigen Fotos stammen von alten Postkarten und wurden um 1920 aufgenommen. Wer die Aufnahmen gemacht hat, ist nicht bekannt.

Dies ist eine private Seite für private Nutzer mit Interesse an der Genealogie und der Region, für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht garantiert werden. Neue Erkenntnisse werden eingepflegt und Hinweise zu Ergänzungen oder Korrekturbedarf werden gerne entgegengenommen!

 

© 2018. Dr. Jürgen Kaack. Alle Rechte vorbehalten.

Cookie-Regelung

Diese Website verwendet Cookies, zum Speichern von Informationen auf Ihrem Computer.

Stimmen Sie dem zu?