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Die Heruler in der Völkerwanderung

Die Heruler in der Völkerwanderung

Die folgenden Texte sind bislang noch nicht in einer der veröffentlichten Chroniken enthalten. Die Recherchen zu diesem Bereich ist noch nicht abgeschlossen.

 

Die Heruler sind der gotischen Gruppe der Ostgermanen zuzurechnen. Die genaue Herkunft der Heruler ist ungeklärt. Eine Vermutung ist eine Abstammung aus dem Ostseeraum am Südufer oder an der nördlichen Küste in Skandinavien. Offensichtlich waren sie zu den Zeiten des Zusammentreffens mit den Römern gute Seefahrer und das Meer hat eine wichtige Rolle bei der Ausbildung des Volkscharakters gehabt. Der Stammessage nach haben Dänen die Heruler aus ihrem Siedlungsgebiet vertrieben. Tatsächlich kehrte ein Teil der Heruler nach der Niederlage in der kriegerischen Auseinandersetzung im Jahr 512 mit den Langobarden nach Skandinavien gezogen sind.

Nach der Vertreibung durch die Dänen haben sich die Heruler in zwei Gruppen aufgeteilt, eine ist als West-Heruler um 286 über Norddeutschland an den Niederrhein gezogen und hat sich dort niedergelassen. Nach einer Niederlage gegen den römischen Kaiser Maximian wird eine Hilfstruppe mit Herulern als leichte Infanterie aufgestellt. Diese Einheit (Auxilium der Heruler) findet im 4. Jahrhundert mehrfach Erwähnung. Die Einheit kämpft 366 gegen die Pikten und wird im selben Jahr für einen Feldzug gegen die Perser aufgestellt. 368 kämpfen sie siegreich gegen Pikten, Skoten und Attakotten bei London. Das Volk der West-Heruler hat mehrfach Raubzüge in das römische Gebiet unternommen. 409 könnten sie gemeinsam mit andern Stämmen an einem Raubzug durch Gallicien beteiligt gewesen sein. 456 plündern 400 Heruler von See aus die Küste von Galläcien in Italien. Vermutlich siedelten die West-Heruler schließlich im Gebiet der Mark-Brandenburg. Mit der wachsenden Macht der Franken werden die West-Heruler zurückgedrängt. Hilfe suchten sie bei dem Westgotenkönig Eurich (466 bis 484). Theoderich, der König der Ostgoten, hat ihnen Anfang des 6. Jahrhunderts einen Brief geschrieben, indem er sie zusammen mit den Warnen, Thüringern um Unterstützung bei der Erhaltung des Friedens bittet. In dieser Zeit haben sich die Spannungen zwischen Westgoten und Franken verstärkt. Die Allianz hat vermutlich das Ende der West-Heruler beschleunigt, denn anschließend verschwinden sie.

Der zweite Zweig der Heruler waren die Ost-Heruler, die spätestens 267 an das Schwarze Meer gelangen. Möglicherweise erfolgte diese Umsiedlung gemeinsam mit den Goten. In dieser Zeit unternahmen die Goten, Heruler und benachbarte Stämme Einfälle im römischen Reich. Diese Überfälle machten die Römer erstmals auf die Heruler aufmerksam. Die Heruler verfügten über eine Flotte von 500 Schiffen an der Maiotis. Auf dem Weg an die Donaumündung stießen sie auf erbitterten Widerstand und segelten lieber weiter. Im Handstreich nahm die Flotte Chrysopolis und Byzanz. In der zweiten Jahreshälfte stellte der römische Admiral Venerian die Flotte der Heruler und besiegte sie im Seegefecht, bei dem er selber fiel. Obwohl die Heruler zunächst zurückweichen mussten, konnten sie durch den Tod von Venerian Kyzikos einnehmen, wo sich ein Teil des Stammes niederließ.

In den beiden großen Seezügen durchfuhren die Heruler den Hellespont, verwüsteten Lemnos und Skyros und landeten in Attika. Neben der Eroberung von Athen verwüsteten die Heruler viele der Stätten klassischer griechischer Kultur auf dem Peloponnes, eroberten Korinth, Sparta, Argos und ganz Achaia. Auch Olympia wurde eingenommen, was dadurch bestätigt wird, dass die Verzeichnisse des Kultpersonals genau zu diesem Zeitpunkt enden und nicht wieder fortgeführt wurden. Der Athener Dexippos griff die Heruler mit 2.000 seiner Landleute an und eine römische Flotte landete Truppen. Da die Römer die Seeherrschaft errungen hatten, mussten sich die Germanen über Land durch Böotien, Epirus und Makedonien zurückziehen. An der Grenze zwischen Makedonien und Thrakien bei Naissus im heutigen Serbien stellte Dexippos einen Teil der Heruler. In dem Kampf sollen 3.000 Heruler gefallen sein. Der damalige Häuptling Naulobatus unterwarf sich mit den verbleibenden Kämpfern und trat in römische Dienste. Ein Teil der Germanen konnten entkommen und sich trotz Verfolgung in die Heimat zurückziehen. In der Folge kamen die Heruler im 4. Jahrhundert unter die Vorherrschaft der Ostgoten und der Hunnen.

In der Schlacht von Nedao im Jahr 454 konnte die Heruler Streitmacht dann die Truppen der Hunnen besiegen und ein eigenes Königreich begründen, das im Gebiet der heutigen Slovakei lag. Sie verbündeten sich mit Odoacer, der 476 die föderierten Truppen für Kaiser Romulus Augustus führte. Odoacer wurde um 433 in Pannonia geboren und schloss sich nach dem Tod seines Vaters der römischen Armee an, während sein Bruder Hunoulf im Auftrag des oströmischen Reichs in Byzanz die Truppe in Illyrien führte. Odoacer führte ein Heer, in dem Vertreter unterschiedlicher Stämme vertreten waren, u.a. Hunnen, Heruler und Gespiden. In Rom hat General Orestes im Jahr 475 den Kaiser Julius Nepos gestürzt und an seiner Stelle Romulus Augustus installiert. In der Auseinandersetzung mit Odoacer wurde Orestes geschlagen und getötet, woraufhin sich Odoacer selber zum Kaiser ernannte. Unter Odoacer verlebte das weströmische Reich eine friedvolle Zeit und es gelang ihm das Reich um Dalmatien (das heutige Kroatien) zu erweitern.

Die Beziehung zwischen Ost-Rom unter Kaiser Zeno und dem weströmischen Reich war gespannt. Zeno ermunterte andere Stämme, Odoacer anzugreifen. Insbesondere Theoderich der Große, König der Ostgoten, unternahm mehrere Feldzüge gegen Odoacer bis 493 ein Friedensvertrag geschlossen wurde, bei dem Theoderich und Odoacer als gemeinsame Kaiser Italien beherrschen sollten. Bei einem Bankett tötete Theoderich seinen Rivalen Odoacer. Für die mit Odoacer verbündeten Heruler war dies eine erhebliche Verschlechterung ihrer Position.

Im Jahr 508 schlugen die Lombarden das Heer der Heruler vernichtend, dabei verloren sie nicht nur ihr Reich, sondern mussten teilweise bis nach Skandinavien flüchten. Einige Heruler schlossen sich den Lombarden an und verblieben in der Region, aber die historische Bedeutung der Heruler endete mit dieser Niederlage.

Die Bewegungen des Heruler-Stamms sind grafisch aufbereitet auf der folgenden Karte (die Karte findet sich unter diesem Link: http://www.gedevasen.dk/Pict/Herulerrute.gif)

 

In meinem eigenen Stammbaum findet sich der um 149 vor Christus geborene König Anthyrius Cullus I. als erster Vertreter der Heruler. Er hat anscheinend in der Region nördlich des Schwarzen Meeres gelebt und war mit einer Symbulla von den Goten verheiratet. Ob diese Angaben stimmen, ist zumindest zweifelhaft. Sein um 79 vor Christus geborener Enkel König Alimer war mit Ida von Rügen verheiratet, was eine Beheimatung an der Ostsee nahelegt. Sein Sohn Anthyrius II. war mit einer Maria von Jütland verheirate und auch dessen Nachfolger König Hutterus (34 vor Christus bis 35 nach Christus) war mit einer Jütländerin verheiratet und herrschte an der Ostsee. Ob die ersten Generationen tatsächlich am Schwarzen Meer lebten und erst kurz vor Christus Geburt an die Ostsee zogen, oder ob diese Angaben falsch sind, kann nicht entschieden werden. Meine Vorfahren stammen mit hoher Wahrscheinlichkeit von den West-Herulern ab, die über den Niederrhein und Frankreich bis nach Spanien und Nordafrika kamen, bis sie an die Ostsee zurückgekehrt sind.

Die nächsten beiden Generationen haben als Könige der Heruler an der Ostsee geherrscht. Hutterus‘ Urenkel König Alaricus I. wurde aber 126 in Germay in Frankreich geboren und war mit Bella von Köln (133 bis um 200) verheiratet. Alaricus starb 162 in Deutschland. Vermutlich sind seine Eltern vor dem Druck der Dänen aus der angestammten Heimat an der Ostsee in Richtung Süden gezogen. Der Nachfolger Dietericus I. (um 140 bis 201) war mit Diana von Trier verheiratet, lebte also weiterhin in der gleichen Gegend. Ihr Sohn Tenericus (um 180 bis 237) war mit Prinzessin Bigonna von Thüringen verheiratet. Über die folgenden Generationen ist außer dem Namen und einigen Daten nicht viel überliefert. Erst vier Generationen später ist zu König Radagaisus erwähnt, dass er 405 bei einem Feldzug durch Italien erschlagen wurde. Verheiratet war er mit Cella von den Vandalen und er führte anscheinend den Titel eines Königs der Heruler und Vandalen. Die Nachkommen führen in der Folge entweder nur noch den Titel eines Königs der Vandalen. Gundericus (um 385 bis 25.01.427) zieht mit den Vandalen nach Spanien und heirate dort Elissa von Granada. Ihr Sohn König Gensericus (um 415 bis 477) wechselte von Spanien nach Nordafrika und errichtete dort im Jahr 427 ein Königreich. 455 eroberte und plünderte er Rom.

Die Heruler kamen aber wohl zunehmend unter stärkeren Druck, denn sein Nachfolger Visilaus (um 435 bis 486) herrschte wieder an der Ostsee. Ob dort durchgehend eine Gruppe von Herulern lebte oder ob sie wieder zurückgekehrt sind, bleibt offen. König Alaricus in der nächsten Generation war mit Theodora von Burgund verheiratet und sein Enkel Albericus mit Syrissa von Sarmatien. Der Urenkel König Johannes (um 490 bis 566) hat Euphemia von Norwegen geheiratet. Möglicherweise hatte das Heruler-Reich zu dieser Zeit noch eine größere Ausdehnung.

Mit König Radagaisus II. (um 530 bis 618), der mit Gubertina von Granada verheiratet war, teilt sich der Stammbaum auf. Mit Johannes, der bis 566 als König der Heruler und Vandalen regierte, entwickelt sich das Geschlecht weiter in Richtung der Obodriten und Wenden, die Nachfahrer werden als König der Wenden bezeichnet. Später gehen hieraus Herzöge von Mecklenburg und schließlich die Königin von Preußen Sophia Louise. Als Bruder von Johannesfindet sich in meiner Blutlinie Goswin von den Obodriten  (590 bis 615), der mit einer Prinzessin von Sachsen verheiratet war. Ihre Tochter Julanthe von Herstal heiratete König Sigehard von Sachen (um 610 bis 691) und ihr Sohn Billung, Graf von Sachsen, bindet an meine sächsische Vorfahrenslinie an, die zum einen bis zu dem um 111 vor Christus geborenen Harderich von Sachsen führt, und zum anderen bis in die Gegenwart.

Die folgende Stammtafel zeigt die Vorfahren von Königin Julanthe von Sachsen (630 bis 675). Im Online-Stammbaum ist dieser Bereich zu finden unter diesem Link. Hier kann man auch den Verbindungen zu den anderen Zweigen nachgehen.

Hinweise zu dem Volksstamm der Heruler finden sich z.B. unter diesen Links:

Dies ist eine private Seite für private Nutzer mit Interesse an der Genealogie und der Region, für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht garantiert werden. Neue Erkenntnisse werden eingepflegt und Hinweise zu Ergänzungen oder Korrekturbedarf werden gerne entgegengenommen!

 

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