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Aella Galla Placidia und ihre Enkelin Eudoxia Valentina

Aella Galla Placida und ihre Enkelin Eudoxia Valentina

Aella Galla Placidia  und der Westgote Athaulf

Aella Galla Placidia wurde 388 als Tochter des römischen Kaisers Theodosius I. Augustus, genannt der Große 11.01.347 bis 17.01.395) und seiner zweiten Frau Flavia Galla (um 370 bis 394), einer Tochter von Kaiser Flavius Valentinian I. und Justina von Rom (340 bis 387), zur Welt. Damit gehörte sie zu der oberen Gesellschaftsschicht in Westrom und vermutlich war sie wie ihre Eltern eine arianische Christin. Schon um 390 erhielt sie einen eigenen Haushalt und verfügte über eigenes Vermögen. In dieser Zeit hatte Flavius Stilicho (359 bis 22.08.406) als Heermeister und General eine herausragende Machstellung und nahm erheblichen Einfluss auf politische Entscheidungen.

Er hat den Annektions-Versuch von Ostrom in Nordafrika unterbunden und Revolten in Britannien bekämpft. Im Jahr 402 unternahm Alarich I. von den Westgoten einen Einfall in Italien und belagerte Mailand, wo sich der damalige Kaiser Honorius aufhielt. Stilicho konnte die Belagerung aufbrechen und das westgotische Heer schlagen. Später traf er eine Vereinbarung mit Alarich und übertrug ihm die Kontrolle über Illyrien, nachdem König Radagaisus mit seinen Ostgoten in Gemeinschaft mit Alanen, Vandalen und Sueben 405 einen Einfall in das römische Reich vorantrieben. 406 kam es unter Führung des vandalischen Anführers Godegisel zum Durchbruch am Rhein. Der Kaiser Claudius Constantinus III. im Westreich nutzte die Lage zu einer Revolte in Britannien. Dadurch kamen auch die Verhandlungen mit Alarich I. ins Stocken, der eine Kompensation für seine militärische Unterstützung einforderte.

Als Stilicho nach dem Tod von Kaiser Arcadius am 01.05.408 versuchte, seine Sohn Eucherius als Nachfolger zu platzieren, kam es zur Revolte. Stilichos verbliebenen Truppen wurden überwältigt und er wurde in der Folge zusammen mit seinem Sohn am 22.08.408 hingerichtet. Nachdem die Westgoten immer noch ohne Befriedigung ihrer Ansprüche blieben, ist Alarich mit 30.000 Mann nach Italien gezogen und hat Rom mehrmals belagert, um zu einer Vereinbarung zu gelangen. 410 schließlich hat er den Sturm auf Rom befohlen und die Stadt eingenommen. Bei der dreitägigen Plünderung wurden auch zahlreiche hochrangige Geiseln genommen, unter anderem die 22-jährige Aella Galla Placida. Die Geiseln wurden auf dem weiteren Zug der Westgoten bis nach Spanien mitgenommen.

 

Die folgende Büste soll Kaiser Arcadius zeigen (Quelle: By Gryffindor - Image:Arcadius Istanbul Museum.JPG, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5134763). Daneben eine Abbildung von Aella Gall Placida auf ein er Goldmünze (By Clio20, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=69649964)

 

Alarichs Nachfolger als König der Westgoten Athaulf (um 370 bis 415) verhandelte mit Rom über ein Bündnis und die Freilassung von Geiseln. Eine Forderung Roms war die Niederschlagung der Aufstände in der gallischen Region Gaul mit den abtrünnigern Anführern Jovinus und Sebastinanus. 413 besiegte Athaulf das gegenerische Heer und enthauptete die beiden Anführer, deren Köpfe er nach Ravenna schickte. Zur Festigung des verbesserten Verhältnisses mit Rom heiratet Athaulf am 01.01.414 Aella Galla Placida in Narbonne. Ihr einziger Sohn Theodosius wurde noch im Jahr 414 geboren, starb aber bereits nach wenigen Monaten. Im Spätsommer 415 wurde Athaulf im Hof von Barcelona von Anhängern der niedergeschlagenen Aufständischen im Bad ermordet. Der Nachfolger Sigeric ermordete zunächst die sechs Kinder aus Athauls früherer Ehe. Auch die Witwe Aella Galla Placida behandelte er öffentlich rüde und grausam. Bei vielen Westgoten regte sich Widerstand und Sigeric wurde von den eigenen Leuten erschlagen und auf ihn folgte Athaulfs Verwandter Walla, der bis 419 regierte.

Da die Westgoten dringend auf Lebensmittellieferungen angewiesen waren, verhandelte man einen Vertrag mit Rom und in dem Zuge kehrte auch Galla Placida nach Rom zurück. Schon am 01.012.418 wurde sie von ihrem kinderlosen Halbruder Kaiser Flavius Honorius Agustus (09.09.384 bis 15.08.423) an den späteren (am 08.02.421 ernannten) Kaiser Flavius Constantinus III. Augustus (370 bis 02.09.421) verheiratet. Nach 421 trug Galla Placida den Titel „Augusta“. Die Tochter Justa Grata Honoria wurde vermutlich 418 geboren. Am 02.07.419 wurde Placidius Valentinianus III. geboren. Der Streit zwischen zwei konkurrierenden Päpsten in Rom und Druck von Byzanz schwächten Kaiser Constantinus III., der am 02.09.421 einer Krankheit erlag.

 

Die folgenden Münzen zeigen links Kaiser Flavius Constantinus III. (Quelle: by Classical Numismatic Group, Inc. http://www.cngcoins.com, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=347704 und rechts Kaiser Flavius Placidius Valentinianus III. (Quelle: https://alchetron.com/Valentinian-III#demo)

 

Nach dem Tod ihres Ehemanns sorgte ihr politischer Einfluss und eine mutmaßliche inzestuöse Beziehung zu ihrem Bruder Kaiser Honorius für Aufstände zwischen den sie verehrenden gotischen Kriegern und römischen Bürgern, die sie zwang mit ihren beiden Kindern nach Konstantinopel auszuweichen, wo sich kurz vorher Kaiser Flavius Theodosius II. Junior Augustus (10.04.401 bis 28.07.450) mit der Athenerin Aella Eudoxia Augusta (401 bis 20.10.460) vermählt hatte. Galla Placida durfte in Byzanz den Titel „Augusta“ nicht führen, da ihr verstorbener Mann in Byzanz nicht als Kaiser anerkannt wurde. Ansonsten konnte sie wohl ein angenehmes Leben in Wohlstand führen.

423 starb Kaiser Honorius in Rom und da Theodosius II. mit einer Entscheidung zur Nachfolge zögerte, erklärte der „Patrizius“ Castinius eigenmächtig den Leiter der Staatsverwaltung Joannes zum neuen römischen Kaiser. Theodosius II. verlobte 424 Galla Placidas fünf-jährigem Sohn Placidius Valentinianus III. mit seiner zwei-jährigen Tochter Licina Eudoxia (422 bis um 493). Geheiratet haben die beiden Königskinder am 29.10.437, als Licina Eudoxia 15 geworden war. Noch im selben Jahr wurde Valtentinianus von Theodosius zum neuen Kaiser von Rom ernannt und ein Expeditionsheer nach Italien entsandt. Die Kavallerie unter Aspar erreichte problemlos Italien und nahm Aquileia ohne großen widerstand ein. Sein Vater General Ardaburius kam mit der Flotte in einen Sturm und seine Schiffe wurden verteilt. Er selber und einige seiner Offiziere wurden gefangengenommen und nach Ravenna gebracht. Dort konnte er Teile der römischen Garnison überzeugen, die Seiten zu wechseln zum legitimen Herrscher. Man schickte nach Aspar mit seiner Reiterei und konnte die Stadt mit den BelagerernLicina Eudoxia außen und den Überläufern im Innern schnelle einnehmen. Joanne wurde in der Folge hingerichtet und Valentinianus als Kaiser installiert. Da er noch minderjährig war, übernahm seine Mutter Galla Placida bis zu seinem 18. Geburtstag im Jahr 437 die Regentschaft.

In ihrer Regentschaft wurde sie zunächst von Bischof Bonifatius unterstützt, der die Diözese in Afrika leitete. Er hatte einen offenen Konflikt mit dem mächtigen Heerführer Aetius und als Placidia Bonifatius zum General von Libyen ernannte, spann Aetius ein Komplott gegen ihn. Entgegen der Anweisungen der Regentin verbündete sich Bonifatius mit König Geiserich der Vandalen in Andalusien und ermöglichte ihnen den Einzug in Nordafrika. Abgesandte von Placidia Galla klärten das Komplott auf, aber zu diesem Zeitpunkt waren die Vandalen bereits im Land und Bonifatius konnte sie nicht zur Rückkehr nach Spanien bewegen. Stattdessen kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen und Bonifatius kehrte nach Rom zurück. Placidia Galla starb am 27.11.450 mit 62 Jahren und wurde in einem Mausoleum in Ravenna beigesetzt.

 

Das Foto auf der linken Seite zeigt das Mausoleum von Placidia Galla in Ravenna (Quelle: CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=181464)

 

Eudoxia Valentina zwischen Rom und den Vandalen

Im Jahr 438 wurde Eudoxia Valentina (438 bis 482), die Tochter des Kaisers Flavius Valentinianus III. und seiner byzantinischen Frau Licina Eudoxia geboren.

435 schloss König Geiserich einen Bündnisvertrag mit dem römischen Kaiser Valentinianus bzw. seiner Mutter als Regentin, mit dem Rom den Vandalen die Kontrolle über weite Gebiete in Nordafrika überließ. Nach einer militärischen Niederlage im Jahr 439 gegen die Westgoten brach Geiserich den Vertrag und nahm am 19.10.439 mit seinen Truppen Karthago ein, die neue Hauptstadt des Vandalenreiches. Eine Gegenoffensive zwei Jahre später blieb erfolglos und 442 wurde ein neuer Vertrag vereinbart, mit dem Geiserich als erster germanischer Führer als eigenständiger Herrscher im römischen Reich anerkannt wurde. In dem Vertrag war vorgesehen, dass Geiserichs Sohn Hunerich (um 434 bis 484) Eudoxia Valentina (438 bis 482) heiraten sollte, sobald Eudoxia volljährig wird. Anstatt Heermeister Aetius gemäß des geschlossenen Vertrages später gegen die Hunnen zu unterstützen, hat sich Geiserich aber im Jahr 450 anscheinend auf die Seite der Hunnen gegen Aetius und die Westgoten gestellt.

Hunerichs erste Frau war die Tochter des westgotischen Königs Theoderid (405 bis 451), der als Schwiegersohn auf Alarich I. als König folgte, und sie wurde von Geiserich verstümmelt an ihren Vater zurückgeschickt. 455 wurde Kaiser Flavius Valentinianus III. ermordet und es folgten Unruhen in Italien. Geiserich nutzte die Gelegenheit und fiel in dieser Zeit im römischen Reich ein und plünderte Rom. Wie schon Alarich I. im Jahr 410 wurden auch hochrangige Persönlichkeiten als Geiseln genommen. Dabei brachte er die Witwe Licinia Eudoxina mit ihren beiden Töchtern Placida und Eudoxia Valentina zurück nach Karthago. Hunerich heiratete Eudoxina 456, als sie 16 geworden war, und zeugte mit ihr zwei Söhne, von denen der erste unbekannt geblieben ist, aber mit seinem Sohn Hoamer (485 bis 533) und dessen Tochter Goswintha von Toledo an meinen Stammbaum anknüpft. Der zweite Sohn Hilderich (462 bis 534) wird später der vorletzte vandalische König.

477 wurde Hunerich Als Nachfolger Geiserichs zum König ernannt. Eudoxia Valentina hat ihren Mann wohl um 464 verlassen und ist nach Jerusalem gegangen, vielleicht auf der Flucht vor ihrem arianischen Ehemann. Dort starb sie bald darauf und wurde in der Kirche des heiligen Stephanus beigesetzt.

Dies ist eine private Seite für private Nutzer mit Interesse an der Genealogie und der Region, für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht garantiert werden. Neue Erkenntnisse werden eingepflegt und Hinweise zu Ergänzungen oder Korrekturbedarf werden gerne entgegengenommen!

 

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