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Die Westgoten in der Völkerwanderung

Die Westgoten (Visigothen und Terwinger) in der Völkerwanderung

Die folgenden Texte sind bislang noch nicht in einer der veröffentlichten Chroniken enthalten. Die Recherchen zu diesem Bereich ist noch nicht abgeschlossen.

 

Die Westgoten waren ein germanischer Stamm und werden nach ihrem mutmaßlich frühesten Siedlungsgebiet nördlich der Donau Terwinger (aufgrund ihres Siedlungsgebietes an der Donau im Sinne von die „Waldleute“) oder Visigothen (selbsternannt als die „Edlen oder Guten“). Nördlich von ihrem Stammesgebiet lebten an der Ostsee die Rugier und wohl auch die Heruler, südlich von  ihnen war das Gebiet der Vandalen. In die frühe Geschichte der Westgoten fließen mündliche Überlieferungen und Mythen ein, vermutlich aber auch eine Reihe von Erfindungen der Geschichtsschreiber aus dem 6. Jahrhundert.

 

Die Ahnentafel von Alarich I. bis zu den frühesten mythischen Figuren aus Überlieferungen

 

Nach diesen Überlieferungen sollen die Goten aus Skandinavien von einer Insel Scandza kommen und von ihrem Führer König Berik (geboren um das Jahr 65) an die baltische Küste gezogen sein. Fünf Generationen (im Stammbaum finde ich nur drei) später haben sie sich nach diesen Überlieferungen unter dem legendären Fürsten oder König Filimer (geboren um das Jahr 145 und gestorben um 195) auf den Weg nach Süden bis ans Schwarze Meer begeben, nachdem die Größe des Volkes stark gestiegen war. Diese Wanderung war wohl eine recht langsam, aber früh im 3. Jahrhundert konnten die Goten an der Nordküste des Schwarzen Meeres im Gebiet der heutigen Ukraine nachgewiesen werden. In dieser Zeit erlitt das römische Reich durch innenpolitische Instabilität eine Reichskrise. Im Jahr 238 überfielen die Goten zusammen mit einem anderen Stamm die römische Siedlung Histria südlich der Donaumündung. Die Siedlung wurde geplündert und vor dem Abzug zu Tributzahlungen verpflichtet.

Als Kaiser Philippus Arabs nach zehn Jahren keine Tribute mehr zahlte, fielen die Goten im Jahr 250 unter ihrem Anführer Kniva (ich habe in meinem Stambaum einen König Knivida gefunden, der um 180 geboren wurde. Ob es sich um denselben handelt, kann nicht festgestellt werden.) in die römischen Provinzen Dakien, Mösien, Thrakien und Illyrien ein, die alle an der Nordküste des Schwarzen Meeres liegen. Der auf Philippus folgende Kaiser Decius wurde in einer Reihe von Schlachten besiegt und fiel schließlich in der Schlacht von Abrittus im Jahr 251. Danach einigte man sich zunächst wieder auf die Zahlung von Tributen, aber schon 252 besiegte der damalige Statthalter und spätere Kaiser Aemilianus das Heer von Kniva und stellte im Folgejahr die Tributzahlungen erneut ein. Ein erneuter Einfall in Thrakien und Mösien konnte abgewehrt werden, aber 254 drangen die Goten bis Thessaloniki vor. Die Römer hatten die Zeit genutzt, um die in Phase des Pax Romana unbefestigten Städte zu befestigen.

Ab 255 gingen die Goten zu Angriffen von See über, die sich zunächst auf Ziele im östlichen Schwarten Meer richteten, später aber auch gegen Byzanz und den Peloponnes. 268 drang eine starke See- und Landstreitmacht der Goten und Heruler  gegen Byzanz vor und plünderte nach der Durchquerung der Dardanellen den Peloponnes. Wie schon in dem Kapitel über die Ostgoten beschrieben, hat Kaiser Claudius II. die Eindringlinge in der Schlacht bei Naissus besiegt und zurückgedrängt. Nachdem Kaiser Aurelian die Provinz Dakien aufgegeben hatte, siedelten die Goten in diesem Bereich.

Um 290 stabilisierte sich die Lage im römischen Reich wieder und auch die Lage an der Donau beruhigte sich. Wohl erst in diesem Zeitraum spalteten sich die Goten in West- und Ostgoten auf. Die Ostgoten nutzen den Niedergang der Hunnen und entwickelten aufgrund ihrer Erfahrungen in den Kämpfen mit den Hunnen, um ihre Streitmacht vom Fußsoldaten zum gepanzerten Lanzenreiter weiterzuentwickeln. Die Westgoten (oder Terwingen-Goten) blieben bei der Ausrichtung auf Fußsoldaten. Wie im Kapitel zu den Ostgoten beschrieben, siedelten die Ostgoten zunächst im Bereich der Slovakei und zogen unter ihrem König Theoderich nach Italien, wo Theoderich zum römischen Kaiser aufstieg.

Die Westgoten in Dakien schlossen 332 einen Vertrag mit Kaiser Konstantin dem Großen  und verpflichteten sich als Föderaten zur Waffenhilfe. Vermutlich erfolgte dies unter König Hrothisteus, der um 300 geboren wurde. Unter seinem Nachfolger Athanarich II. (geboren im Jahr 318 und am 26.01.381 in Byzanz gestorben) verschlechterten sich die Beziehungen zum römischen Reich, nachdem Athanerich einen Widersacher von Valens um das Kaiseramt unterstützt hatte und von diesem in einer Schlacht besiegt wurde. Trotzdem konnte er mit einen Valens für sein Volk vorteilhaften Friedensvertrag aushandeln. In diese Zeit fiel die Christianisierung der Westgoten, der sich Athanarich widersetzte. Dabei kam es zu Christenverfolgungen und der Heerführer Fritiger, der sich zum Arianismus bekannt hatte und von Kaiser Valens unterstützt wurde, stand in offener Opposition zu König Athanerich. Zunächst blieb die Position von Athanarich unangetastet, aber als dieser die Hunnengefahr nicht abwenden konnte, flüchteten 376 große Teile der Westgoten unter Fritiger und mit Billigung von Valens über die Donau nach Thrakien, um sich dort anzusiedeln.

Die römische Verwaltung in Thrakien hat es unterlassen, die geflüchteten Goten zu entwaffnen. So gelangten einige Zehntausende Terwinger und mit ihnen einige weitere Stämme von der anderen Donauseite nach Thrakien. Die römische Verwaltung war überfordert, die vielen Migranten zu versorgen und die römischen Truppen zu schwach, um die gotische Streitmacht unter Kontrolle zu halten. Bei den folgenden Unruhen und Kampfhandlungen wurde die Besatzungsarmee der Römer geschlagen. Auch Ostgoten, die sich in der Region niedergelassen hatten, liefen jetzt zu Fritiger über. Zur Wiederherstellung der Machtposition entsandte Kaiser Valens die östliche Hofarmee mit 30.000 Soldaten in die Region. Durch eine Fehlbeurteilung der feindlichen Kräfte, die man auf nur 10.000 Kämpfer schätzte, griff die römische Armee am 09.09.378 bei Adrianopel an, ohne auf die Verstärkung durch Elitetruppen aus dem Norden zu warten. Die Goten hatten zur Verteidigung eine große Wagenburg gebildet. Obwohl man über eine friedliche Lösung verhandeln wollte, sorgte der undisziplinierte Angriffe römischer Truppenteile für den Beginn einer Schlacht. Bei Beginn der zweiten römischen Angriffswelle kehrte die Reiterei der Ostgoten von der Nahrungssuche zurück und sorgte für einen Zangenangriff gemeinsam mit den aus der Wagenburg ausbrechenden westgotischen Streitmacht. Die römische Kavallerie und die Reservetruppen ergriffen daraufhin die Flucht und so wurden zwei Drittel des römischen Heers, fast alle Offiziere und Kaiser Valens getötet. Damit war der größte Teil der römischen Streitmacht im Osten vernichtet und Rom musste seine Politik gegenüber den barbarischen Stämmen von Konfrontation auf Integration ändern.

Im Oktober 382 kam es zu einer vertraglichen Einigung zwischen dem neuen Kaiser Theodosius I. und den Visigothen, der eine Ansiedlung der Westgoten als Föderaten  im Gebiet zwischen Donau und Balkangebirge vorsah. Der Vertrag gab den Goten eine weitgehende Unabhängigkeit und stellte die römische Verteidigungsfähigkeit in der Region unter Einbeziehung des gotischen Heers wieder her. Ab 391 verstärkte sich der Druck der Hunnen auf das gotische Siedlungsgebiet und die Goten ihrerseits zogen plündernd nach Süden. 394 hatte die Goten Kaiser Theodosius entsprechend dem Föderaten-Vertrag im Bürgerkrieg gegen Eugenius mit hohen eigenen Verlusten unterstützt. 395 kamen die Hunnen in größerer Zahl über die Donau und zwangen die Goten dazu, ihr Siedlungsgebiet in Thrakien zu verlassen. Unter ihrem neuen König Alarich I. (um 370 bis 411), dem Sohn von Athanarich II. zogen die Goten plündernd über den Balkan und den Peloponnes. Nach dem Tod von Kaiser Theodosius hielt man sich nicht mehr an den alten Vertrag gebunden. 397 wurde ein neuer Vertrag geschlossen und die Goten erhielten Siedlungsgebiete in Makedonien.

Alarich hatte aber immer noch nicht die von ihm erwartet Stellung im Reich erlangt und auch keine aus Sicht der Goten ausreichende Entschädigung für den Einsatz gegen Eugenius erhalten. So zogen die Goten schon 401 wieder plündernd über den Balkan und durch Italien. Nach dem Tod von Feldherr Stilicho 408 lagen sie vor Rom. Die Bitten um Entschädigung wurden von den Römern in einer Fehleinschätzung der eigenen Stärke abgelehnt. Am 24.08.410 nahmen die gotischen Verbände Rom ein und plünderten die Stadt drei Tage lang. Wegen der zunehmend prekären Versorgungslage wollte Alarich mit seinen Truppen nach Nordafrika übersetzen. Da es an Schiffen mangelte, gab man dieses Vorhaben wieder auf und zog zurück in Richtung Norden. Auf diesem Marsch starb Alarich I. 411 im Alter von 41 Jahren und sein Nachfolger Athaulf führte die Westgoten nach Gallien. Es folgten weitere militärische Konflikte, ein Vorstoß nach Spanien und ein weiterer Versuch, in Nordafrika Fuß zu fassen. Dabei könnten auch die Heruler-Könige Gunderich und sein Sohn Gensericus beteiligt gewesen sein, deren Rolle in dem Kapitel über die Heruler beschrieben wurde. Nach einer Niederlage gegen römische Truppen erhielten die Westgoten einen neuen Föderaten-Vertrag und siedelten in Aquitanien. Die verschiedenen Züge der Visigothen zeigt die folgende Karte.

Quelle: User:Asta-ru:Изображение:Visigoth migrations.jpg based on Image: Mediterranian_Sea_16.61811E_38.99124N.jpg, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=809770

 

In meinem Stammbaum folgt in der Blutlinie auf Alarich sein Sohn Walla, der kein König war und schon 419 starb. Aus seiner Ehe mit Hildegunde von Burgund ging die 414 geborene Tochter Hrothildis von Burgund hervor, die Gundahar, den König von Burgund (um 376 bis um 437) geheiratet hat. Auch der gemeinsame Sohn Gundowech (um 410 bis 474) wurde König von Burgund. Aus der Ehe mit Cartamena (430 bis 473) entstammte die Tochter Chrodechilde von Burgund (geboren um 470 und gestorben am 03.06.544 in Paris mit 74 Jahren). Königin Cartamenas Mutter ist die Tochter von Prinzessin Farahild von Neustrien und Prinz Walaravans von den Ostgoten (geboren 383), ebenfalls ein  direkter Vorfahre über seinen Sohn Winithar. Chrodechilde heiratete den Merovinger-König Chlodwig I., „mit den langen Haaren“ (geboren 465 in Tournai und gestorben am 27.11.511 in Paris). Damit ergeben sich zwei Anbindungen an meinen Stammbaum.

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