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100 Jahre Vandalenreich bis 533

100 Jahre Vandalenreich bis 533

Die Herkunft der Vandalen erscheint ebenso unsicher wie bei den anderen ostgermanischen Volksstämmen. Vermutlich waren die ersten Wohnsitze nicht weit von denen der Heruler und Goten entfernt, vielleicht nordöstlich von beiden Stämmen im Bereiche der Flüsse Oder und Weichsel. Eine Herkunft aus Skandinavien wird nicht als wahrscheinlich angesehen. Ob die Vandalen in der Frühzeit ein eigenes Volk gebildet haben, kann ebenso wie bei den Goten bezweifelt werden. Vielleicht waren es zunächst einzelne Gruppen, die erst später einen eigenen Volksstamm gebildet haben.

 

Die folgende Karte gibt einen Überblick zu der möglichen Verteilung der germanischen Stämme im Jahr 100 (Quelle: Von Karl Udo Gerth - Eigenes Werk, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5819588)

Um 400 entstand wohl durch das Vordringen der Hunnen aus Osten eine größere Wanderungsbewegung, an der die Vandalen zusammen mit den benachbarten Alanen und Sueben teilhatten. Die Vandalen wurden von ihrem König Godegisel angeführt, der zum Teilstamm der Hasdingen gehörte. Er ist gleichzeitig der erste mit einiger Sicherheit dokumentierte Vorfahre aus dem Stamm der Vandalen. Diese gemischte Gruppe überquerte in der Silvesternacht des Jahres 406 den Rhein bei Mainz auf dem Weg in die römischen Provinz Gallien.

Schon im Jahr 405 war der Gotenführer Radagaisus mit einem großen Heer von ca. 20.000 Kriegern in Italien eingefallen und konnten vom römischen Heerführer Stilicho nur mit Unterstützung hunnischer, vandalischer und alanischer Söldner in der Schlacht bei Faesulae gestoppt werden. Nach der Schlacht wurde Radagaisus am 23.08.406 von Stilicho hingerichtet.

Da die römischen Truppen gegen Radagaisus zusammengezogen waren, blieb die Grenztruppe aus fränkischen Föderatentruppen vermutlich nur schwach besetzt zurück und konnte von den vorrückenden Vandalen überrannt werden. Trotzdem war diese Schlacht für die Vandalen sehr verlustreich und ihr König Godegisel kam dabei ums Leben. Der Durchbruch über den Rhein blieb im 6. Jahrhundert der einzige erfolgreiche Einfall in das weströmische Reich.

Godegisels ältester überlebender Sohn Guntherich, der 379 geboren worden war, folgte 407 als König der hasdingischen Vandalen. Plündernd führte Guntherich seinen Stamm durch Gallien, wurden aber durch fränkische Truppen bedrängt und zogen weiter südlich. 409 überschritten die Vandalen die Pyrenäen und wurden 411 für kurze Zeit als Förderaten von Westrom in Nordspanien angesiedelt. 416 drängten aber auch die Westgoten nach Spanien, so dass die Vandalen weiter nach Süden bis nach Andalusien zurückweichen mussten. In den verlustreichen Kämpfen war 418 der König der Alanen gefallen und die Alanen und Silingen unterstellten sich Guntherich, der sich fortan König der Vandalen und Alanen nannte.

425 war die Machtposition der Vandalen in Südspanien gefestigt und Guntherich begann mit dem Aufbau einer Flotte, die zunächst eingesetzt wurde, um die Balearen und die nordafrikanische Küste zu plündern. 428 starb Guntherich bei der Plünderung von Sevilla. Ob er ermordet wurde, bleibt offen. Auf jeden Fall folgen ihm nicht seine Söhne auf den Thron, sondern sein Halbruder Geiserich „der Speerfürst“, ein unehelicher Sohn von Godegisel mit einer Sklavin. Zur Sicherung seiner Herrschaftsansprüche ließ Geiserich die Witwe und die beiden minderjährigen Söhne von Guntherich ermorden.

 

Das folgende Foto zeigt eine spätere Darstellung von König Geiserich (Quelle: Von Julius Naue - Berlin, Sammlung Archiv für Kunst und Geschichte, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=73446874)

 

Im Jahr 429 setzten die Vandalen ihre Wanderung fort und zogen nach Nordafrika, um dort ein neues Reich zu errichten. Vielleicht wurde Geiserich auch vom weströmischen Feldherrn Bonifatius zu Hilfe gerufen gegen den Heermeister Flavius Felix. Auf jeden Fall war die Eroberung von Nordafrika aufgrund der reichen Getreidevorkommen ein verlockendes Ziel, das auch schon Alarich I. von den Westgoten verfolgt hatte. Mit ca. 80.000 Menschen, darunter bis zu 20.000 Kriegern, ging Geiserich in Nordafrika an Land und marschierte auf Karthago. Da Karthago zu stark befestigt war, brach Geiserich die Belagerung ab und zog an der Küste nach Westen. Der jetzt zum Grafen von Afrika ernannte Bonfatius stellte sich mit schwachen Kräften dem Vandalenheer entgegen, erlitt aber eine Niederlage und zog sich nach Karthago zurück. 430 begann Geiserich die Belagerung von Karthago, die sich über 14 Monate hinzog. Bonifatius konnte fliehen und verbündete sich mit einem oströmischen Heer. Auch die nächste Schlacht 432 endete mit einem Sieg der Vandalen. Bonifatius kehrte nach Ravenna zurück.

 

Die ausgreifenden Wanderungen der Vandalen seit der Zeit vor 400 zeigt die folgende Karte (Quelle: Vandals_Migration_ua.PNG: O.Mustafinderivative work: Cristiano64 (talk) - Vandals_Migration_ua.PNG, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=15321850)

 

435 schloss Geiserich einen Bündnisvertrag mit dem römischen Kaiser, mit dem Rom den Vandalen die Kontrolle über weite Gebiete in Nordafrika überließ. Nach einer militärischen Niederlage im Jahr 439 gegen die Westgoten brach Geiserich den Vertrag und nahm am 19.10.439 mit seinen Truppen Karthago ein. Karthago wurde danach die Hauptstadt des Vandalenreiches. Eine Gegenoffensive zwei Jahre später blieb erfolglos und 442 wurde ein neuer Vertrag vereinbart, mit dem Geiserich als erster germanischer Führer als eigenständiger Herrscher im römischen Reich anerkannt wurde. In dem Vertrag war vorgesehen, dass Geiserichs Sohn Hunerich (um 434 bis 484) Eudoxia Valentina (438 bis 472), die Tochter von Licina Eudoxia von Rom (422 bis 493) und des Kaisers Flavius Placidius Valentinianus III. (02.07.419 bis 16.03.455) heiraten sollte, sobald Eudoxia volljährig wird. Zu den Vorfahren von Constantius III. zählen die Kaiser Flavius Theodosius I. und Flavius Valentinian I. der Große. Unter Licina Eudoxias Vorfahren befinden sich die oströmischen Kaiser Theodosius I., Flavius Honorius der Ältere, Constantinus I. sowie Aurelius Valerius Constantius. Anstatt Heermeister Aetius später gegen die Hunnen zu unterstützen, hat sich Geiserich aber im Jahr 450 anscheinend auf die Seite der Hunnengegen Aetius und die Westgoten gestellt. Hunerichs erste Frau war die Tochter des westgotischen Königs Theorderid (406 bis 451), der als Schwiegersohn auf Alarich I. als König folgte, und wurde von Geiserich verstümmelt an ihren Vater zurückgeschickt. Die Beziehungen zu den Westgoten verschlechterten sich dadurch.

Mit der Machtposition in Nordafrika konnte Geiserich die Lieferungen von Getreide an Rom kontrollieren und das weströmische Reich hiermit erpressen. Dabei blieben die Vandalen eine vergleichsweise kleine Volksgruppe mit geschätzt 100.000 Menschen im Vergleich zu damals 10 Mio. Römern. Mit seiner Flotte eroberte Geiserich Stützpunkte auf den Balearen, Korsika und Sardinen sowie Sizilien. 455 wurde Kaiser Flavius Valentinianus III. ermordet und es folgten Unruhen in Italien. Geiserich fiel in dieser Zeit im römischen Reich ein und plünderte Rom. Anschließend brachte er die Witwe Licinia Eudoxina mit ihren beiden Töchtern Placida und Eudoxina zurück nach Karthago. Hunerich heiratete Eudoxina nach 10-jähriger Verlobungszeit im Jahr 456 und zeugte mit ihr zwei Söhne, von denen der erste unbekannt geblieben ist, aber mit seinem Sohn Hoamer (485 bis 533) und dessen Tochter Goswintha von Toledo an meinen Stammbaum anknüpft. Der zweite Sohn Hilderich (462 bis 534) wird später der vorletzte vandalische König.

 

Die Ausdehnung des Vandalenreiches im Jahr 455 zeigt die folgende Karte (Quelle: Von User Yugiz on fr.wikipedia - Originally from fr.wikipedia, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1172297)

 

Die Versuche der Weströmer zur Beseitigung der vanadalischen Macht scheitern, 460 zerstört König Geiserich der Vandalen und Alanen in der Schlacht bei Cartagena große Teile der römische Flotte in Spanien. 468 scheitert ein groß angelegter Invasionsversuch römischer Truppen in Nordafrika, vermutlich aufgrund von Fehlern des römischen Feldherren Basiliskos. 472 konnte er den Schwager seiner Frau als Westkaiser einsetzen, allerdings starb dieser kurz darauf. 474 vereinbarte er mit dem oströmischen Kaiser Zeno einen Vertrag, der ihm und seinen Nachfolgern die Herrschaft über Karthago sicherte. Als er am 25.01.477 starb, übernahm Hunerich die Königswürde. Durch die arianische Glaubensrichtung der Vandalen gab es in der Zeit von Geiserichs Herrschaft immer wieder Spannungen mit den Katholiken. Geiserich selber wird in historischen Berichten als kriegerisch mit großem Organisationstalent beschrieben. Sein großes Ziel zur Schaffung eine langfristigen Vandalenreiches in Nordafrika sollte sich allerdings nicht erfüllen.

Hunerich soll während seiner Regentschaft andere mögliche Thronanwärter wie seinen Bruder Theuderich und seinen Neffen Godagis verbannt haben, damit die Ansprüche seines Sohnes Hilderich nicht gefährdet werden. Hunerich begann 483 mit der Verfolgung von Katholiken, da die katholische Kirche in Nordafrika mit engen Bindungen an den römischen Kaiser machtvoll geblieben war. Da das Gebiet des Vandalenreiches als Teil des römischen Reiches angesehen wurde, konnte dies die Stabilität des Reiches beeinträchtigen. Trotzdem erlaubte Hunerich die Neubesetzung vakanter Bischofssitze. Nachdem Gesprächen zwischen Arianern und Katholiken im Jahr 484 in Karthago ergebnislos verliefen, erließ Hunerich am 07. Und 25.02.484 Edikte zur Verfolgung von Katholiken. In seinem Handeln lehnte er sich eng an römische Vorbilder an.

Als Hunerich am 23.12.484 starb, wurde sein Neffe Gunthamund sein Nachfolger. Er war der Sohn von Hunerichs jüngerem Bruders Gento. Als dieser starb, folgte sein Bruder Thrasamund 496 als neuer König der Vandalen. Thrasamund suchte die Verständigung mit Ostrom und gleichzeitig mit dem Ostgoten. Im Jahr 500 heiratete Thrasamund Amalfrida, die Schwester des Ostgoten-Königs Theoderich des Großen, um das Bündnis zu festigen. Theoderich trat als Hochzeitsgeschenk den nordwestlichen Teil von Sizilien an die Vandalen ab. Als Süditalien 508 von oströmischen Schiffen angegriffen wurde, kamen die Vandalen aber doch nicht zur Hilfe. Da die Vandalen in ihrem Reich mit wenigen Menschen auch militärisch recht schwach war, schrumpfte das Einflussgebiet im Laufe der Zeit und Kamelnomaden des Königs Kabaon fügten den vandalischen Truppen eine empfindliche Niederlage zu. In seiner Regierungszeit blühte die Kultur trotzdem auf. 523 verstarb Thrasamund und Hunerichs Sohn Hilderich folgte auf dem Thron.

Hilderich ließ Theoderichs Schwester Amalfrida einkerkern und wohl auch ermorden. Damit war das Bündnis mit den Ostgoten faktisch beendet. Im Inneren beendete Hilderich die Verfolgung der Katholiken und bemühte sich um ein gutes Verhältnis zum oströmischen Reich. Hierfür ließ er auf den Goldmünzen nicht sein Porträt prägen, sondern dasjenige des oströmischen Herrschers Justinian. Dies war vermutlich ebenso ein Anlass für einen Aufruhr wie eine schwere Niederlage gegen Berber-Krieger unter der Führung von Antalas. In diesen Unruhen bemächtigte sich 530 Gelimer, ein Urenkel von Geiserich, des Throns und inhaftierte Hilderich.

Kaiser Justinian erkannte Gelimer als König nicht an und zog 533 in den Krieg gegen die Vandalen. Um die Weidereinsetzung von Hilderich zu verhindern, ließ Gelimer Hilderich und seinen Neffen Euagees im September 533 in Karthago hinrichten. Bis 534 eroberten die oströmischen Truppen unter ihrem Feldherr Belisar das vandalische Reich. Begünstigt wurde der Feldzug dadurch, dass große Truppenteile der Vandalen zu dieser Zeit einen Aufstand in Sardinien bekämpften. Gelimar wurde gefangengenommen und zusammen mit einer großen Zahl an Kriegsgefangenen nach Konstantinopel gebracht. In einem Triumphzug mussten sich die Gefangenen unterwerfen. Später hat Ostrom viele dieser Gefangenen als Krieger in den Perserkriegen eingesetzt. Einen letzten bewaffneten Aufstand der Vandalen unter Guntharith konnten die neuen Herrscher 546 bezwingen. Danach gab es keine eigenständigen Vandalen mehr und die Überlebenden wurden im oströmischen Reich integriert. 533 war somit das Ende der Vandalen als eigenständiger Volksstamm.

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