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Theoderich der Große und die Ostgoten in der Völkerwanderung

Theoderich der Große und die Ostgoten in der Völkerwanderung

Die folgenden Texte sind bislang noch nicht in einer der veröffentlichten Chroniken enthalten. Die Recherchen zu diesem Bereich ist noch nicht abgeschlossen.

 

Die Goten waren ein ostgermanischer Volksstamm, der ursprünglich möglicherweise aus der Gegend der Weichselmündung siedelte. Es könnte auch sein, dass die Goten ursprünglich im Raum des Schwarzen Meeres ansässig waren. Vermutlich sind die Goten erst durch einen Zusammenschluss mehrerer Stämme entstanden. Militärische Konflikte mit den römischen Herrschern bestimmte die Zeit nach dem 3. Jahrhundert. In ungeklärten Bedingungen kam es zur Aufspaltung in Ostgoten (Ostrogothi) und Westgoten (Visigothi). Einigermaßen sicher scheint die Geschichte der Goten nach 238. In diesem Jahr haben Goten die Donau überquert und wurden von römischen und griechischen Geschichtsschreibern beachtet.

Die – mit entsprechenden Unsicherheiten – frühesten Vertreter der Linie der Ostgoten sind ein Trorund sein um 445 vor Christus geborener Sohn Vingener Loridi. Dessen Ur-Urenkel ist Vingener II. Vingethorsson, der als König von Troja bezeichnet wird und um 340 vor Christus geboren wurde. Über zehn Generationen finden sich immer wieder Nachkommen mit dem Titel eines Königs von Troja, erst der um 60 geborene Hulmulwird als König der Ostgoten tituliert. Auf ihn folgen zehn Generationen mit Königen oder Prinzen von den Ostgoten. Um 385 wird im Reich der Skythen (Ukraine) der Stammes-Anführer Wandalar aus dem Geschlecht der Amaler geboren und bekommt mit Prinzessin Farahild von Neustrien (um 346 bis um 436) die Tochter Amalasuenta und die drei Söhne Valamir,Vidimir „der Ältere“und Thiudmir I.(413 bis 474). Alle drei werden Heerführer und Anführer eines Teiles der Ostgoten, Valamir wird ihr gemeinsamer Anführer und Oberbefehlshaber anerkannt. Zunächst leben die drei mit ihren Sippen östlich des Dnjester. Dort werden sie von den Hunnen unter Attila überrannt und ordnen sich ihm etwa ab dem Jahr 440 als Vasallen unter. Dabei wird insbesondere Valamir zu einem der engsten Berater von König Attila. Die Krieger der drei Heerführer begleiten Attila bei seinen verschiedenen Kriegs- und Raubzügen in den Westen. Dabei eignen sich die Ostgoten die Fähigkeit an, zu Pferde zu kämpfen, im Gegensatz zu der leichten Kavallerie Attilas entwickeln sie sich in Richtung einer schweren Reiterei, die gepanzert mit Stoßlanze und Schwert kämpft. 

An der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern 451 sind auch die ostgotischen Krieger beteiligt, während auf Seiten der Römer ihre westgotischen Verwandten kämpfen. Mit der Niederlage und dem Tod Attilas endet im Jahr 453 die Abhängigkeit der Ostgoten und sie sind frei von der Vasallenschaft. Gemeinsam ziehen die drei Sippen nach Westen und siedeln sich 454 in Pannonien im heutigen Ungarn an. In der Folge wird dieser Gotenzweig auch als „pannonische“ Goten bezeichnet. In Pannonien haben die Goten auch in den Folgejahren Kämpfe gegen benachbarte Stämme zu führen. Auch sind sie nach den Jahren des nomadischen Herumziehens mit den Hunnen, die keine festen Siedlungen nutzten, nicht mehr an das sesshafte Leben als Bauern gewohnt. Zur Beschaffung der notwendigen Lebensgüter sind sie auf Raubzüge in der Umgebung angewiesen. 469 stirbt ihr oberster Anführer Valamir mit etwa 54 Jahren in einer Schlacht gegen Suaven und Skiren. 473 stirbt sein jüngerer Bruder Vidimir der Ältere mit 61 Jahren und der verbleibende Bruder Thiudimir übernimmt die Rolle des Anführers. Dabei gelingt es ihm, die Krieger seiner beiden Brüder unter seinem Kommando zu bündeln und schafft damit eine für die damalige Zeit schlagkräftige Kriegertruppe von vermutlich gut 10.000 Mann. Nach 20 Jahren verlassen die pannonischen Goten die Region und ziehen in einem großen Tross, der vermutlich über 50.000 Menschen umfasst nach Südwesten. 474 siedeln sie im Bereich von Macedonien, wo Thiudimir I. noch im gleichen Jahr stirbt. 

Thiudimir war zweimal verheiratet, mit der um 425 geborenen Ostgotin Amfleda und danach mit Ereleuva (530 bis ca. 500). Aus der Ehe mit Amafleda stammt die 456 in Pannonien geborene Amalfrida, die Thiudimir mit dem Vandalen-König Thrasamund  (um 425 bis 523) verheiratet, mit dem sie vier Kinder bekommt. Amalfrida stirbt 524, nachdem das Vandalenreich von oströmischen Truppen überrannt und dem oströmischen Reich einverleibt worden war. Ihre Tochter Amalberga heiratet Herminafrid, den König von Thüringen, und die jüngste Tochter Amfleda „die Jüngere“ heiratet den schwedischen König Heiderik Angantyrsson.  453 wird kurz vor der Wanderung der Goten nach Pannonien der Sohn Theoderich geboren, der später den Beinamen „der Große“ erhalten wird. Im Alter von sechs Jahren wird Theoderich als Geisel an den Hof von Byzanz geschickt. Vorher hatte Valamir mit dem oströmischen Kaiser einen Föderatenvertrag geschlossen, der den Goten die Ansiedlung in Pannonien gestattete. Theoderich bleibt etwa zehn Jahre lang am oströmischen Hof und erhält in dieser Zeit eine vermutlich recht umfassende Ausbildung und Einblicke in die administrative Struktur des oströmischen Reiches. Direkt nach seiner Rückkehr nach Pannonien bewährt sich Theoderich als Anführer bei einem Kriegszug gegen die Suaven, bei dem er den gegnerischen König eigenhändig tötet und für die Goten einen Sieg erringt. 471 erhoben ihn seine Krieger zum Heerkönig. Nach dem Tod seines Vaters wird Theoderich 474 Anführer und König (im Sinne der bei Goten und anderen barbarischen Stämmen üblichen Bezeichnung „Rex“ als Heerführer und Gerichtsherr). 

Neben den pannonischen Goten war in den Jahren um 470 eine andere Gotengruppe auf dem Balkan angesiedelt mit räuberischen Kriegszügen unterwegs, die unter ihrem Anführer Theoderich Strabo standen. Auch Strabo stammte aus dem Geschlecht der Amaler und stand in Diensten des oströmischen Kaisers. Nach der Ermordung des Heermeisters Aspar im Jahr 471 im Auftrag des Kaisers übernahm Theoderich Strabo diesen wichtigen Posten. Sein in Thrakien siedelnder Volksstamm wählte ihn zu ihrem König („Rex“). Als Heermeister versuchte er den Einfluss von Theoderich und den pannonischen Goten einzuschränken und diese unter seine Kontrolle zu bringen. Solange Strabo lebte, blieb der Einfluss von Theoderich im oströmischen Reich beschränkt. Nachdem Strabo 481 bei einem Reitunfall ums Leben kam, gelang es Theoderich dessen Krieger und Sippe an sich zu binden und in sein wachsendes Heer einzubinden. Daraufhin ernannte ihn der oströmische Kaiser wohl noch im selben Jahr zum Heermeister und 484 zum Konsul. Damit hatte der 31-Jährige eine der höchsten Ämter erreicht, die im römischen Reich vergeben wurden. Aufgrund von Streitigkeiten über Ansprüche mit dem oströmischen Kaiser Zenon kam es 486 zu Kämpfen zwischen oströmischen Truppen und Theoderichs Goten. Die militärische Macht der Amaler war für Zenon ein Risikofaktor und er bestätigte Theoderich 488 als Heermeister von Ostrom. Um die eigene Macht zu stärken, beauftragte er Theoderich, Westrom von der Herrschaft des möglicherweise herulischen Heermeisters und selbsternannten König Odoaker (geboren um 433 und ermordet am 15.03.493) zu befreien. 

Odoaker stand ursprünglich wohl auch in Dienten des Hunnen Attlila und wurde 470 in die Leibwache des weströmischen Kaisers Anthemius aufgenommen. Beim Konflikt von Anthemius mit seinem General Ricimer hielt Odoaker zu Ricimer. Odoakers Truppen bestanden vermutlich überwiegend aus Herulern, Skiren und Thüringern. Der folgende Heermeister Orestes, der ebenfalls ursprünglich unter Attila gedinet hatte,  setzte 475 den letzten weströmischen Kaiser Julius Nepos ab und zwang ihn zur Flucht. Anstatt von Julius Nepos setzte Orestes seinen eigenen Sohn Romulus als Kaiser ein. Bei den folgenden Meutereien der barbarischen Truppen setzte sich Odoaker an die Spitze der Aufständischen und besiegte im August 476 Odoakers Truppen und tötete erst ihn und dann seinen Bruder Paulus. Den wohl noch minderjährigen Romulus setzte Odoaker ab und informierte den oströmischen Kaiser, das Westrom fortan keinen eigenen Kaiser mehr benötigte. Den kaiserlichen Ornat und die Insignien schickte er nach Byzanz und herrschte im Rang eines „Patricius“ über das Reich. Odoaker pachtete die zur Versorgung mit Lebensmittel wichtige Insel Sizilien von den Vandalen und eroberte 481 nach dem Tod von Julius Nepos dessen verbliebenes Herrschaftsgebiet in Dalmatien.

Im Jahr 489 brach Theoderich mit seinem Heer von ca. 20.000 gotischen Kriegern und weiteren 80.000 Familienangehörigen von Makedonien in Richtung Italien auf. 490 war das Heer in Italien und errang zwei Siege gegen Odoakers Truppen bei Verona und dem Fluss Adda. Odoaker floh mit seinen verbleibenden Truppen nach Ravenna, wo ihn Theoderich mit seinen Truppen von Land und See einschloss. Da zwei Ausbruchsversuche Odoakers im Juli 491 misslangen, belagerte Theoderich ihn zwei Jahre lang. Eine zunehmende Hungersnot in Ravenna zwang Odoaker im Februar 493 zu einem Ausbruchsversuch, der in der folgenden Rabenschlacht scheiterte. Daraufhin kam man in Verhandlungen zu einem Kompromiss, nachdem man sich die Herrschaft in Italien teilen wollte. Theoderich meinte diesen Kompromiss aber wohl nicht ernst, denn bei einem zur Feier am 05.03.493 abgehaltenen Fest-Bankett tötete Theoderich seinen Gegenspieler Odoaker eigenhändig. Damit lag die Macht als „Patricius“ in Westrom vollständig in seiner Hand. Die Anerkennung vom oströmischen Kaiser zur Herrschaft „an Stelle des Kaisers“ erhielt Theoderich aber erst 497 zusammen mit den nach Ravenna zurückgeschickten Kaiser-Insignien.

 

Ein Abbild von Theoderich dem Großen auf einem MedaIlion aus Senigallia (Quelle: Von Unbekannt - http://archeoroma.beniculturali.it/musei/museo-nazionale-romano/palazzo-massimo/medagliere/collezione-francesco-gnecchi, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=20366534)

Die gotischen Krieger waren die entscheidende Machtbasis für Theoderich, daher war es für ihn überlebenswichtig, ihre Ansprüche zu erfüllen und sie an sich und an Westrom zu binden. Als Mittel kam hierfür in erster Linie die Übertragung von Ländereien in Betracht, die bislang römischen Eigentümern und insbesondere den wohlhabenden Senatoren gehörten. Möglicherweise gingen dabei auch Ländereien an die gotischen Krieger, die vorher den Kriegern Odoakers übereignet worden waren. Diese Ländereien durften zudem nicht zu weit entfernt von den Garnisonen sein, in denen die Goten weiterhin ihren Soldatenpflichten nachgehen sollten. Die Aufgabe der Landverteilung übernahm der römische Senator und Patricius Liberius als Prätorinerpräfekt. Die Enteignung und Übertragung der Ländereien funktionierten offensichtlich weitgehend reibungslos und die Römer konnten dadurch überzeugt werden, dass Theoderich mit seinem Heer Schutz und Frieden garantierte. Für beide Seiten war dieses Arrangement von Vorteil. Die gotischen Familien siedelten wohl in großer Zahl auf den übertragenen Gütern, während die wehrtauglichen Männer in den Garnisonen Dienst hatten. Zur längerfristigen Stabilisierung führte Theoderich eine strikte Trennung zwischen Goten und Römern ein, den Römern unterstand die zivile Verwaltung und in diesem Bereich folgte Theoderich den bisherigen spätrömischen Gewohnheiten. Auch neue Senatoren ernannte er in erster Linie Vertretern der etablierten Familien. Der militärische Bereich einschließlich der zugehörigen Verwaltung wurde ausschließlich von Goten ausgefüllt, nur Goten war der Besitz und das Tragen von Waffen zugestanden, Römer durften nur Schwerter und Messer besitzen. 

Auch das Gerichtswesen war getrennt in einen römischen Teil, der mit Römern besetzt nach überbrachten Gesetzen Recht sprachen bei Streitfällen zwischen Römern. Für Streitfälle zwischen Goten und zwischen Goten und Römern gab es ein gotisches Gerichtswesen, das nach dem gotischen Rechtswesen urteilte. Goten und Römer kamen im staatlichen Handeln in erster Linie bei Hofe miteinander in Kontakt und dies war wohl in der Regel einvernehmlich, obwohl der Arianismus als Glauben bei den Römern als Ketzerei galt. . Da Theoderich selber als König nicht mehr selber Truppenteile kommandieren konnte, musste er sich auf Offiziere und Heerführer verlassen. Trotzdem schaffte er ein System, das ihm erlaubte den Kontakt zu seinen Kriegern zu halten und keinen potenziellen Rivalen aufkommen zu lassen. Diese Organisation des weströmischen Reiches sicherte Theoderich eine mehr als 30-jährige Herrschaft.

Seine Tochter Thiudigotho aus einer ersten Ehe mit einer nicht bekannten Gotin verheiratete Theoderich mit dem Westgotenkönig Allarich II. (458 bis 507), ein Nachkomme von Alarich I. und Nachfolger von König Eurich I. (um 430 bis 485), und Ragnahilde von den Salfranken, einer Tochter von König Merowech I. Ihr gemeinsamer Sohn Amalarich (um 480 bis 531) wurde 526 zum König der Westfranken gekrönt. Theoderichs zweite Tochter aus der ersten Ehe Ostrogotho (um 480 bis 523) verheiratet er mit König Sigismund der Burgunder, der später als „der Heilige“ bezeichnet wurde. Ostrogotho bekam vier Kinder und wurde im Zuge der Erbfolgestreitigkeiten zusammen mit ihrem Mann und zwei Söhnen 523 im Auftrag von König Chlodomer, einem Sohn König Chlodwig I., in einem Brunnen ertränkt. Mit seiner Heiratspolitik wollte Theoderich die Grenzen seines Reichs gegen Westgoten und Burgunder absichern.

 

Die Größe des Herrschaftsgebietes von Theoderich zeigt die folgende Karte (entnommen bei Wikipedia: Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=597014).

Im Jahr 493 heiratet Theoderich zum zweiten Mal. Er wählt die Merowingerin Audefleda (470 bis nach 526), eine Tochter des Merowinger-Königs Childerich I.(440 bis 26.11.481) und Basina von Thüringen (um 438 bis um 477), die somit eine Schwester von König Chlodwig I. ist. Trotz dieser familiären Bande steht Chlodwig I. sowohl den Ost- als auch den Westgoten feindlich gegenüber. Im Jahr 507 erklären die Franken unter König Chlodwig I. gemeinsam mit dem Burgunder-König Gundobad den Westgoten den Krieg und siegen in der Schlacht von Vouillé, in der westgotische König Alarich II. getötet wird. Die Franken übernahmen in der Folge die Herrschaft über Gallien. Da Amalarich noch unmündig war, übernahm Theoderich 511 die Regentschaft für seinen Enkel. Erst nach Theoderichs Tod bekam Amalarich die alleinige Herrschaft über das iberische Reich. 

Das einzige Kind aus der zweiten Ehe von Theoderich mit Audefleda ist die Tochter Amalaswintha (493 bis 30.04.535), die Theoderich 515 mit Westgoten Eutharich, dem König von Spanien verheiratet, um damit zu dokumentieren, dass die Trennung der Goten überwunden ist. Theoderich hat im Jahr 519 bewirkt, dass Eutharich vom oströmischen Kaiser Justin I. als Waffensohn angenommen wird. Eutharich stirbt bereits 522 Jahre später mit 77 Jahren in Ravenna und macht die Bemühungen Theoderichs erfolglos. Der Sohn Athalarich (um 516 bis 02.10.534) ist als Nachfolger von Theoderich auserkoren. Theoderich kann nicht verhindern, dass die mit den Goten verbundenen Herulern auf dem Balkan von den Langobarden vernichtend geschlagen werden.

Die Regierungsjahre von Theoderich in Westrom gelten in Fortführung der Herrschaft unter Odoaker als kulturelle Spätblüte des römischen Reiches. Er ließ zahlreiche verfallenen Gebäude wiederherrichten und neue errichten. Der anerkannte Philosoph Boethius übersetzte griechische Texte ins Lateinische und war als Senator ein hoher Staatsbeamter, sein Schwiegervater Symmachus verfasste die „Historia Romana“. Der dem Arianismus anhängende Theoderich verhielt sich tolerant gegenüber allen anderen Religionen und es gab während seiner Regentschaft keine Verfolgungen wegen einer Religionszugehörigkeit. Trotzdem gab es in seinen letzten Jahren verschiedene Streitigkeiten am Hof von Ravenna und im Senat zwischen Parteigängern Ostrom und solchen einer antikaiserlichen Regierung. Anklagen wegen Hochverrats wurden auch gegen die Senatoren Boethius und Symmachus erhoben und ein Senatsgericht befand sie schuldig. Nach 524 wurden beide hingerichtet. In Ostrom ist man wegen dieser Entscheidung verärgert. Auch hat Ostrom schon seit 518 wieder verstärkt Interesse an den Vorgängen in Westrom und erklärte eine Kirchenunion zwischen dem Kaiser und den Katholiken in Rom. 

 

Ein aktuelles Foto des Mausoleums von Theoderich dem Großen in Ravenna (Quelle: Wilfred Krause - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=23253762)

Am 30.08.526 stirbt Theoderich der Große und wird in einem aufwändigen Mausoleum in Ravenna beigesetzt. Das Grabmal ist allerdings leer, so dass ungewiss ist, was in Verbindung mit seinem Tod geschehen ist. Da sein Enkel Athalarich mit 10 Jahren noch minderjährig ist, übernimmt seine Mutter Amalaswintha für ihn die Regentschaft. Allerdings erkennt Kaiser Justinian ihn nicht als neuen König an, da er kein direkter Nachkomme von Theoderich ist und sowieso offen ist, ob die übertragene Herrschaft vielleicht nur für Theoderich galt und nicht auf seine Nachkommen. In den nächsten Jahren gibt sich Athalarich einem ausschweifenden Leben hin. Die Regentschaft wird Amalaswintha streitig gemacht von Theodahad (um 500 bis 536), ein Sohn von Theoderichs Schwester Amalafrida und dem Vandalen-König Thrasamund. Er entmachtet sie und als Athalarich mit 18 Jahren am 02.10.534 stirbt, ob durch Mord oder Alkoholmissbrauch bleibt offen, ermordet er seine Cousine Amalaswintha noch im selben Jahr. Scheinbar ist damit für ihn der Weg an die Macht frei und erhebt sich zum neuen König. 

Der oströmische Kaiser Justinian ergreift die durch die Krise der ostgotischen Führung entstandene Schwächung und befiehlt seinen Generälen Narses und Belsiar, 535 in Westrom einzumarschieren. Belisar landete im selben Jahr auf Sizilien und kam rasch bis nach Rom voran. Die rebellierenden Goten stürzten und töteten Theodahad 536, zwei Jahre nach seiner Machtergreifung. An seiner Stelle wird Vitiges (um 500 bis 543) zum König ausgerufen und soll die Verteidigung gegen die oströmischen Truppen anführen. König Vitiges der Ostgoten war kein Amaler und von seinem Vater ist nur der Name Waltarisüberliefert, 536 im Jahr seiner Krönung heiratet er  Mathesvintha, die Tochter von Amalaswintha und König Eutharich von Spanien. Bis 540 kann Vitiges sich gegen General Belisar zur Wehr setzen, aber dann wird er in Ravenna geschlagen und als Gefangener nach Byzanz gebracht, wo man ihn mit Würde behandelt und zum Patricius ernennt, er 543 stirbt. Als Nachfolger von Vitiges wird Hildebad, ein  Neffe des westgotischen Königs Theudis, zum König ernannt. Er wird schon ein Jahr später von Gepiden bei einem Palastbankett ermordet. Sein Nachfolger Erarich war ein Rugier und hielt sich nur fünf Monate lang im Amt. 

Mit Totila, einem Neffen von Hildebad und damit auch kein Mitglied der Amaler-Familie, wird von den gotischen Kriegern ein neuer kriegserfahrener Herrscher eingesetzt. Ihm gelingen 542 eine Reihe von Erfolgen in Schlachten mit dem oströmischen Heer und 543 kann er ganz Süditalien zurückerobern. Zu dieser Zeit muss Kaiser Justinian allerdings Truppen aus Italien für den Kampf gegen die persischen Sassaniden abziehen. Auch in der Bevölkerung haben sich die oströmische Verwaltung und ihre Steuereintreiber in der kurzen Zeit in hohem Maße unbeliebt gemacht, so dass die Römer den Vorstoß der Goten unterstützten. Ende 546 konnte Totila mit seinen vergleichsweise schwachen Truppen Rom zwar einnehmen, die Stadt aber nicht längerfristig halten. Bald danach waren oströmische Truppen zurück und besetzten Rom erneut, die von Totila internierten Senatoren wurden befreit. Totila verteidigte Westrom nicht nur mit Waffen und baute eine schlagkräftige Marine auf, sondern setzte auch gegen Ostrom gerichtete Propaganda-Maßnahmen ein. Durch die Schwäche seiner Armee glaubte Totila, auf das Mittel der verbrannten Erde zurückgreifen zu müssen. Zudem nahm er erstmals auch Sklaven in seine Truppen auf. Anfang 550 gelang es Totila noch einmal, Rom einzunehmen. Er hielt die letzten Spiele im Circus Maximus abhalten und Münzen mit seinem Porträt als Kaiser mit Diadem prägen. 551 büßte Totila seine Flotte ein. In diesem Jahr startete Narses eine großangelegte Landoffensive mit 30.000 Elitesoldaten. In Umbrien bei Busta Gallorum kam es in einer Schlucht zur Entscheidungsschlacht, der sich 20.000 ostgotische Krieger stellten. Die schwere Reiterei als Kern der gotischen Truppen griff die oströmischen Truppen frontal an und geriet in einen von Seiten geführten Angriff von Bogenschützen und wurde aufgerieben. Auch Totila wurde tödlich verwundet. Mit Teja wurde noch ein letzter König aufgestellt, der aber ohne die erfahrene Reiterei keine Chance mehr hatte. Für die Ostgoten bedeutet dies das Ende der Herrschaft in Westrom. Die meisten Goten unterwarfen sich Narses und der letzte vereinzelte Widerstand erlosch 562. Einige Goten schlossen sich den Franken oder Langobarden an und damit endete die Zeit der Ostgoten als eigenständiger Volksstamm. Für Italien hatte der sich bis 552 hinziehende Krieg verheerende Folgen und große Teile der Infrastruktur wurde zerstört.

Totila gehört anders als Theodemir und Theoderich nicht zu den Vorfahren. Unter den Nachfahren von Theoderich finden sich einige Westgoten und Grafen aus dem Maasgau. Über Adelige aus den Häusern Arnsberg-Cuyk und Bentheim. 29 Generation nach Theoderich findet sich unter seinen Nachkommen Gottfried von Steenhuys. Über Theoderichs Schwester Bassina ergibt sich eine weitere direkte Linie über die merowingischen und karolingischen Könige. Zwischen dem ersten mythischen Tror und mir liegen sagenhafte 77 Generationen.

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